Risotto
R/Rs

Fleisch muss sein?

,
Stamm Cosuaneten, München
LV Bayern

“Ich will die Natur kennen lernen und helfen, sie zu erhalten.”

Ich komme gerade vom BdP-Moot nach Hause. Ein sehr schönes Lager – und eines, auf dem es über 5 Tage bei den warmen Mahlzeiten kein Fleisch gab. Wir bekamen ziemlich geile vegane Brotaufstriche, leckeres Knuspermüsli, es gab Reis mit Bärlauch, Tomaten und Frühlingszwiebeln und weitere einfache, köstliche, vegetarische Gerichte. Die Logistik für 400 Menschen in 12 Kochgruppen funktionierte sehr gut und das Essen hat allen geschmeckt. Dennoch gab es beim Feedback am Sonntag hitzige Diskussionen und einige waren der Meinung, dass „Fleisch schon sein müsse“. Ein heikles Thema, ich glaube, bei Wenigem sind die Meinungen im BdP so sehr polarisiert und so weit auseinander. Muss Fleisch denn sein?

60 Kilogramm Fleisch und andere Fleischprodukte verbraucht „Deutschland“ durchschnittlich pro Kopf im Jahr. Der hohe Verbrauch hat direkte Auswirkungen auf die Tiere, zum Beispiel durch immer weiter verbreitete Massentierhaltung. Zugleich wirkt sich das Verspeisen von Fleisch aber auch auf die Umwelt- und Klimabilanz aus. Insbesondere dieser Aspekt ist mir sehr wichtig.

Wir haben nur eine Erde, um uns alle auch in Zukunft zu versorgen. In Deutschland wird über ein Drittel des durchschnittlichen ökologischen Fußabdrucks für Ernährung benötigt. Davon stehen rund 80 Prozent für tierische Lebensmittel. Kennt ihr Leute, die 16 Teller Nudeln kochen, 15 Teller davon wegwerfen und nur einen essen? Hoffentlich nicht. Aber Fleisch zu essen ist eine ziemliche Verschwendung von Ressourcen, in ähnlichem Maßstab.

  • Die Nutztierindustrie verursacht mehr Emissionen als der weltweite Verkehr, mit einem Anteil von fast 20 %.
  • 70 % aller Trinkwasserressourcen fließen in die Landwirtschaft. Eine omnivore, also allesessende Ernährungsweise verbraucht täglich ungefähr 15.000 Liter, eine vegetarische 4.500 Liter und eine vegane nur 1.100 Liter.
  • Für 1 kg Fleisch werden 16 kg Getreide benötigt. Würden die Menschen in Äthiopien dieses Getreide selber essen, könnte ein ganzes Dorf ernährt werden.
  • 925 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen. Das sind mehr, als in den USA, Kanada und Europa zusammen leben. Alle 5 Sekunden stirbt ein Kind auf der Welt an einer Krankheit, die in Zusammenhang mit Hunger steht.
  • Wenn die 30.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder im BdP jede Woche einen Tag auf Fleisch verzichten, sparen wir in etwa so viel CO2 ein, wie 2.500 Autos pro Jahr ausstoßen.

Die Zahlen sind aus verschiedenen Quellen, von Peta, vom WWF, vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Ich bin mir sehr sicher, dass man das mit größerer Sorgfalt recherchieren kann. Ich glaube aber auch, dass es hier nicht um die exakten Zahlen und Prozentsätze geht, sondern um das Prinzip, das dahintersteht.

Das war jetzt also der Teil mit dem Unterrichten, Missionieren, Belehren. Ich bin später durch die Stadt gelaufen, es war Wochenende, die Sonne schien und von irgendwoher kam der Geruch von gegrilltem Würstchen. Das macht schon ziemlich Appetit. Ich kann voll und ganz verstehen, wenn Personen für sich sagen, dass sie weiterhin Fleisch essen möchten, vor allem auch einfach, weil es sehr gut schmeckt. Aber gerade dann habe ich es immer sehr geschätzt, das auf Pfadiaktionen ein bisschen besser zu machen und kein Fleisch zu essen. Dort muss man sich sozusagen nicht überwinden, keine Bratwurst zu kaufen, sondern bekommt das Essen sogar fertig gekocht und hat vielleicht auch noch ein soziales Umfeld, das dabei unterstützt. Was mich irritiert, ist die Vehemenz, mit der manche ihre Fleischration einfordern, auch bei uns im Landesverband. Vielleicht ist das manchmal eine intuitive Abwehrreaktion. Aber muss das wirklich sein? Ich würde mir wünschen, dass wir alle, als Pfadfinderinnen und Pfadfinder, darüber für uns persönlich reflektieren. Können wir wirklich nicht 2 Tage ohne Schinken frühstücken?

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Was denkst du?

  • Stephan - ArtikelautorIn

    Man muss ja nicht Vegetarier werden, auch kleine Schritte sind wichtig. Versuchen wir doch mal, uns das nächste Mal bewusst gegen Fleisch zu entscheiden, wenn wir uns mit Freunden zum Kochen treffen. Versuchen wir doch mal, uns auf eine Aktion als Vegetarier_innen anzumelden, und damit einen kleinen Beitrag zu leisten. Versuchen wir doch mal, als Küchenteam bewusst auf Fleisch zu verzichten, und alle vegetarisch zu bekochen. Oder versuchen wir doch mal, uns in Stamm/Runde/Sippe zusammenzuschließen und für einen Zeitraum gemeinsam Halbzeitvegetarier werden. (www.halbzeitvegetarier.de, „Zwei halbe Vegetarier sind auch ein ganzer!“). Ich glaube, das ist alles gar nicht so schwer, und ich fände es toll, wenn wir alle uns mehr Gedanken dazu machen. Dann werden das noch mehr so tolle Lager, mit viel Sonnenschein und weniger Diskussionen beim Feedback. Ich freue mich drauf.

    • Florian Wamser

      Versuchen wir doch mal auch bewusst auf Bier und andere alkoholische Produkte bei den Pfadfindern zu verzichten. Einen Hektoliter Bier zu produzieren erzeugt 27,2 kg CO2 (laut hofbraeu-muenchen.de).
      Für 100 Liter helles Vollbier sind rd. 21 Kilogramm Braugerste notwendig. Dafür müssen in Bayern je nach Ernteausgang ca. 40 m² Sommergerste angebaut werden. Allein Hofbräu München belegte 2014 1331 Hektar Landwirtschaftsfläche, die zur Nahrungsmittelproduktion genutzt hätten werden können und sie sind nur eine Brauerei von vielen.
      Für einen Hektoliter Bier werden (laut Focus-online) 30.000 Liter Wasser verbraucht.

      Es handelt sich bei Bier, wie es heute genossen wird, um ein absolutes Luxusprodukt, dessen Nährwert nicht mehr benötigt wird, also wäre es nur konsequent, dass man den Verzicht von Bier und anderen alkoholischen Getränken mit in diese Überlegungen einfließen lässt.

      • Johnny

        Finde ich prinzipiell eine gute Überlegung.
        Aber wenn wir nur nach dem Wasserverbrauch für ein Produkt gehen wird die Liste an Luxusgütern, die wir uns leisten, immer länger. Eine Tasse Kaffee zum Beispiel verbraucht in der gesamten Produktion 140 Liter Wasser.

        Für mich steht eigentlich nicht zur Debatte auf etwas ganz zuverzichten, sondern zu einem bewussten Konsum zu motivieren. Das bringt eine Konsumreduktion von entsprechenden Lebensmitteln meist mit sich.

        Und der nachhaltigere Effekt sollte sein, dass man nicht aufhört, über bewussten Konsum nachzudenken, sobald das Halstuch wieder im Schrank hängt und sich wieder nen Kapselkaffee macht.

        Ein bewusster Konsum fängt für mich schon bei der Verwertung von Lebensmitteln an, die oft in der Tonne landen, obwohl sie noch genießbar sind.

        Ich finde die BdP-Ernährungscharta hat hier den richtigen Ansatz. Die Stichworte auf die man beim Einkaufen beachten sollte sind: regional, saisonal, fair, biologisch.
        Nicht immer geht alles zusammen, aber sobald man ein/zwei Kriterien bei jedem Produkt erfüllen kann, ist das schon eine gute Quote. Letztlich ist es auch immer eine Frage des Geldbeutels.

        Ein näherer Blick in die Ernährungscharta lohnt sich: http://zentrum.pfadfinden.de/fileadmin/bundeszentrum-immenhausen/pdf/BdP-Ernaehrungscharta.pdf

        http://zentrum.pfadfinden.de/fileadmin/bundeszentrum-immenhausen/pdf/Ernaehrungscharta.pdf

        https://meinbdp.de/download/attachments/33555018/Rezeptbuch_MaHa.pdf?

  • weidisch

    Zitat Stephan: “Was mich irritiert, ist die Vehemenz, mit der manche ihre Fleischration einfordern”
    Was mich irritiert ist die Vehemenz mit der manche andere zum Vegetarismus missionieren wollen.

    Versteh mich bitte nicht falsch. Ich find wir Alle essen zu viel Fleisch. Ich find wir essen vor allem zu viel schlechtes Fleisch. Ich find Fleisch ist viel zu billig.
    Aber wenn manche militanten Vegetarier mit der radikalen “Gutmenschen Keule” um sich schwingen und Fleischesser verteufeln (das machen bei Leibe nicht alle Vegetarier – in Wirklichkeit wahrscheinlich nur ein sehr geringer Prozentsatz) dann provozieren sie meiner Meinung nach nur andere radikale Reaktionen. Ich war nicht auf dem Moot, ich find die Idee viel Gemüse zu kochen und unnötiges Ramschfleisch zu vermeiden gut und absolut nachahmenswert. Aber muss man denn dann Fleisch generell “verbieten”? Ein bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit Fleisch heißt für mich nicht zwingend ein generelles Verbot.

  • Christopher

    Hallo Stephan,
    ich versuche auch möglichst wenig Fleisch zu konsumieren und bin immer für “Nachhaltigkeit” zu haben. Abgesehen davon, dass das Essen auf dem Moot nicht allen geschmeckt hat, habe ich mit dem Bericht so meine Probleme. Man könnte bestimmt auch einen Bericht verfassen der für den Konsum von Fleisch spricht und ihn auch mit Zahlen belegen.

    “Ich will den Anderen achten.”
    Es ist ein sehr einseitiger Bericht der sehr starken Propagandacharakter aufweist. Ebenso wenig wie wir den Vegetariern/Veganern aufzwingen können Fleisch zu essen, können wir den “Fleischessern” aufzwingen auf Fleisch zu verzichten.
    Ich denke auch das es Leute gibt, die Vehement auf ihr Fleisch pochen und das vielleicht auch aus Protest. Doch vielleicht auch verständlich? Wenn ein Küchenteam aus Vegetariern/Veganern besteht und versucht anderen ihr Konsumverhalten “aufzuzwingen”… Ist das der richtige Weg?
    Sollte nicht in einem Demokratischem Land und Verein jeder das Recht haben das zu Essen wonach es einem Begehrt. Gerade erst ist unser Grundgesetz 67 Jahre alt geworden.

    Viel wichtiger ist es beide Seiten in einem Bericht/Diskussion gegenüber zu stellen um am Ende Lösungen aufzuzeigen wie z.B. dass es auf die Haltung und Herkunft der Tiere ankommt.

  • Christopher

    Ich finde es ebenso wichtig – beinahe wichtiger – auf den Konsum von Produkten mit Palmöl zu achten. Fleisch kann immer noch Nachhaltig in Deutschland zu fairen Bedingungen für Mensch und Tier produziert werden, in einem Land wo wir vergleichsweise viel Wasser haben. Ölpalmen hingegen können nicht in Europa wachsen. Für die Plantagen der Ölpalmen wird Regenwald abgeholzt, wodurch u.a. ein großer CO2 Speicher verloren geht. Gleichzeitig wird durch die Brandrodung der Flächen so viel Kohlendioxid frei gesetzt, das ein vergleichsweise kleines Land wie Indonesien mit kaum Wirtschaftsleistung der drittgrößte CO2-Emittent der Welt ist. Zum anderen sind die Böden kaum fruchtbar und müssen extrem gedünkt werden.

  • Charly (Stamm Wilhelm Busch)

    Interessanter Artikel, grade die Anregung mit dem vegetarischen Pfadfindertag 😀

    Nach der Erfahrung auf dem Moot haben wir spontan beschlossen, für unseren Stamm beim Landespfingstlager komplett vegan zu kochen und so wenig “Ersatzstoffe” (z.B. Sojamilch statt Kuhmilch) wie nötig dafür zu gebrauchen. Das Ganze haben wir nur im Küchenteam bekannt gegeben und ansonsten geheim gehalten. Und siehe da: Von unseren 55 Stammesmitgliedern ist es KEINEM EINZIGEN aufgefallen 😉

  • Britta

    Ich befürchte es handelt sich hierbei um eine dieser “Werte”-Diskussionen, die wie wir alle mal in Kommunikationsseminaren gelernt haben kaum sachlich geführt werden können 😉

  • Chrissy

    Hej,

    ich möchte mal kurz anmerken, dass es auf dem Moot sehr wohl Fleisch – nämlich diverse Wurst- und Schinkenaufschnitte für die Brotmahlzeiten – gab (und zwar kein billiges, war nämlich alles bio). Leider war die Nachfrage so gering, dass da relativ viel übrig geblieben ist (zweistelliger Kilobetrag).
    Von den 10 (+Lunchpakete Sonntag) Mahlzeiten waren nur drei (nämlich die warmen) vegetarisch, es ist also keinesfalls so, dass ein vegetarisches Küchenteam (über die Hälfte isst Fleisch) versucht hat, allen ihr “Konsumverhalten aufzuzwingen”. Und dass bei 450 Teilnehmenden nicht jedem alles schmeckt… das sollte doch wohl niemanden überraschen, oder? 😉

    Daumen hoch für euch, Charly, das klingt super. 😀

  • rabe

    Auch im BdP spring man halt auf so manchen Moderrend auf. wäre es Mode kein Gemüse zu Essen würden wir die Diskussion jetzt andersrum führen …. Und Wirtin finde ich auch dass auf die Alkoholanspielung keiner eingeht …. Den auf Fleisch verzichten ist ja gerade “hip” aber auf Alk verzichten … Nääääääää ….. Sehr amüsant

    • Dustin

      Geiz ist halt geil!
      Wir kaufen immer richtig billig ein um ein Zeichen zu setzen gegen den Trend, haben vor kurzem auch unsere Kothen verkauft. Statt auf den Essenstrend sind wir auf den Wurfzelttrend aufgesprungen. Lohnt sich glaub ich mehr als dieses Wurstding.

      Zum Alkohol hat ja oben jemand was geschrieben. Aber wir nehmen lieber unsern slebstgepressten Obstsaft mit und lassen ihn in der Sonne stehn. Viel geiler als sonen Kasten Bier.

      Aber dieser Essenstrend ist im BdP schon nen bisschen länger angesagt, als seit letztem Jahr.

  • DaJuano

    Wir verkacken als Gesellschaft doch gerade eben so richtig viel! Als Pfadfinder haben wir die Chance und auch das Motiv an dieser Welt mitzuarbeiten und sie für uns und unsere Nachkommen besser zu machen.

    Wo ist das Problem darin, eine Woche mal kein Fleisch zu essen? Oder Wenigstens nur einmal? Plastik und Palmölfrei einzukaufen, und und und? Mal kein Bier auszuschenken, oder nur an einem Tag? Wir können nicht auf Anhieb perfekt werden, aber wir müssen uns Mühe geben in die richtige Richtung zu wirken und da gehört eine bewusste Konsumsweise dazu!

    Ich wollte jahrelang Vegetarier werden. Doch in der Schulmensa hab ich dann einmal aufgezählt auf was ich alles verzichten müsste: Bei Chili con Carne war dann Schluss mit lustig. Ein paar Jahre später bin ich an einen Ort gelangt, wo ich 2 Wochen lang vegan bekocht wurde und erst nach der ersten Woche ist mir dieser Umstand aufgefallen. Da wusste ich, dass wenigstens der Fleischlosigkeit nichts mehr im Wege steht. Seit dem koche ich mir gerne auch mal Chili sin Carne, was mir inzwischen sogar besser schmeckt!
    Und inzwischen esse ich sogar auch ab und an wieder Hermansdorfer-Fleisch (sehr gute Metzgerkette, wobei sogar die auch wieder etwas in Verruf geraten sind).
    Aber eben auch nur ab und an. Ich interessiere mich für vegane Gerichte – da gibts so viel geiles, wenn man das einmal gecheckt hat merkt man auch, dass es echt nicht jedesmal Fleischig sein muss.

    Also: Ich habe kein Problem damit ein Tier zu töten, grundsätzlich.
    Aber: Ich habe ein Problem mit jeglichem Leid, egal ob Mensch oder Tier.
    Und ich bin dafür unser Ökosystem möglichst so zu lassen wie es jetzt ist.
    Ich habe verstanden, das mein Konsum in direkter Beziehung zu den Herstellungsverhältnissen stehen, die oft sehr viel Leid und Umweltverschmutzung erzeugen. Deshalb habe ich mein Konsumverhalten in vielen Dingen . Und das als über die Jahre andauernden und stetigen Prozess.

    Ich lasse mir auch nichts vorschreiben. Ich rebelliere in manchen Situationen aus Prinzip. Aber in der Diskussion Konsum und insbesondere Fleisch habe ich selber eine Entscheidung getroffen, nach der ich mich richte. Ich finde diese Entscheidung folgert auch logisch aus unseren Prinzipien.

    Ich kann es schon verstehen, wenn jemand kein Vegetarier/Veganer werden möchte, oder aber es einfach nicht gebacken kriegt. Darum geht hier auch nicht.
    Es geht darum bei den Pfadfindern mal vorbildlich zu sein. Es geht darum Bewusstein zu stiften und zu bilden. Es geht darum nach unseren Werten zu leben. Und es geht normalerweise um maximal sieben Tage Leute!

    Vorschlag:
    Auf dem nächsten Anmeldungbogen fragen wir einfach mal danach, wer Fleischesser ist. Die bekommen dann Extra-Würstchen :).
    Und: Reflektiertes Gruppenstunden und Lagerprogramm bezüglich Konsum.

    Liebe Grüße und Danke für den Beitrag und die Diskussion!

  • Ruben

    Wir verkacken als Gesellschaft doch gerade eben so richtig viel! Als Pfadfinder haben wir die Chance und auch das Motiv an dieser Welt mitzuarbeiten und sie für uns und unsere Nachkommen besser zu machen.

    Wo ist das Problem darin, eine Woche mal kein Fleisch zu essen? Oder Wenigstens nur einmal? Plastik und Palmölfrei einzukaufen, und und und? Mal kein Bier auszuschenken, oder nur an einem Tag? Wir können nicht auf Anhieb perfekt werden, aber wir müssen uns Mühe geben in die richtige Richtung zu wirken und da gehört eine bewusste Konsumsweise dazu!

    Ich wollte jahrelang Vegetarier werden. Doch in der Schulmensa hab ich dann einmal aufgezählt auf was ich alles verzichten müsste: Bei Chili con Carne war dann Schluss mit lustig. Ein paar Jahre später bin ich an einen Ort gelangt, wo ich 2 Wochen lang vegan bekocht wurde und erst nach der ersten Woche ist mir dieser Umstand aufgefallen. Da wusste ich, dass wenigstens der Fleischlosigkeit nichts mehr im Wege steht. Seit dem koche ich mir gerne auch mal Chili sin Carne, was mir inzwischen sogar besser schmeckt!
    Und inzwischen esse ich sogar auch ab und an wieder Hermansdorfer-Fleisch (sehr gute Metzgerkette, wobei sogar die auch wieder etwas in Verruf geraten sind).
    Aber eben auch nur ab und an. Ich interessiere mich für vegane Gerichte – da gibts so viel geiles, wenn man das einmal gecheckt hat merkt man auch, dass es echt nicht jedesmal Fleischig sein muss.

    Also: Ich habe kein Problem damit ein Tier zu töten, grundsätzlich.
    Aber: Ich habe ein Problem mit jeglichem Leid, egal ob Mensch oder Tier.
    Und ich bin dafür unser Ökosystem möglichst so zu lassen wie es jetzt ist.
    Ich habe verstanden, das mein Konsum in direkter Beziehung zu den Herstellungsverhältnissen stehen, die oft sehr viel Leid und Umweltverschmutzung erzeugen. Deshalb habe ich mein Konsumverhalten in vielen Dingen – verändert – . Und das als über die Jahre andauernden und stetigen Prozess.

    Ich lasse mir auch nichts vorschreiben. Ich rebelliere in manchen Situationen aus Prinzip. Aber in der Diskussion Konsum und insbesondere Fleisch habe ich selber eine Entscheidung getroffen, nach der ich mich richte. Ich finde diese Entscheidung folgert auch logisch aus unseren Prinzipien.

    Ich kann es schon verstehen, wenn jemand kein Vegetarier/Veganer werden möchte, oder aber es einfach nicht gebacken kriegt. Darum geht hier auch nicht.
    Es geht darum bei den Pfadfindern mal vorbildlich zu sein. Es geht darum Bewusstein zu stiften und zu bilden. Es geht darum nach unseren Werten zu leben. Und es geht normalerweise um maximal sieben Tage Leute!

    Vorschlag:
    Auf dem nächsten Anmeldungbogen fragen wir einfach mal danach, wer Fleischesser ist. Die bekommen dann Extra-Würstchen :).
    Und: Reflektiertes Gruppenstunden und Lagerprogramm bezüglich Konsum.

    Liebe Grüße und Danke für den Beitrag und die Diskussion

  • Fredy Wohlleben

    Hi,
    auch bei uns in meinem DPSG Stamm hatten wir vor einigen Jahren eine ganz ähnliche Diskussion. Am Ende gab es viele Beschwerden und die Schritte um weniger Fleisch zu konsumieren wurde größtenteils wieder rückgängig gemacht. Allerdings haben wir 2 Wege gefunden langsam aber sicher in eine Richtung zu gehen, die es uns erlaubt bewusster (Fleisch) zu konsumieren:

    1. Wir fragen schon immer ab wer Vegetarisch und wer Fleisch essen will. Inzwischen machen wir öfters auch mal mehr vegetarisches Essen, so dass sich bei vielen Mahlzeiten die Leute selbst entscheiden können, ob sie lieber Fleisch oder Veggie essen wollen. Damit schafft man bei jedem einzelnen den Schritt, sich für oder gegen Fleisch bei einer Mahlzeit zu entscheiden zu gehen. Das ist finde ich auch vom pädagogischen Ansatz her deutlich besser als es einfach für alle zu entscheiden. Außerdem kann man dann ja auch ganz einfach sagen: Eine Portion Fleisch ist für jeden da, danach gibt es “nur noch” Veggie.

    2. Wir sind diesen Herbst “Fairtrade Stamm” (http://www.fairtrade-scouts.de/) geworden und haben einen AK gegründet der sich mit dem Thema Faitrade und kritischer Konsum auseinander setzt. Ziel ist es dabei auch, dass die Kinder selbst ein Bewusstsein entwickeln was und wie sie konsumieren. Da gehören natürlich einerseits die Arbeitsbedingungen der Produzenten dazu andererseits auch die Transportwege, die CO2 Bilanz und Tierschutzaspekte. Wenn die Kinder dafür sensibilisiert sind fordern sie denke ich früher oder später selber – im Rahmen einer gelebten Kindermitbestimmung – ein, dass wir bewusster für Lager und Aktionen einkaufen.

    Kompliziert ist die gesamte Situation finde ich auch dadurch, dass sich hier immer 2 Lager bilden. Die Fraktion der Fleischesser und die der Vegetarier. Ein Streit ist quasi vorprogrammiert. Das Problem beim fleischfreien Konsum ist, dass wenn er zwischen Vegetariern und Fleischessern ausgehandelt wird, die Fleischesser sich oft als “Verlierer” sehen. Schließlich haben ja die Vegetarierer “Sehr überspitzt gesprochen) ihnen die andere Ernährungsweise “aufgezwungen”. Das kann von der gesamten Konstelation her eigentlich nicht gut gehen.

    Aber wie macht man es dann?

    Insgesamt besteht denke ich (wie immer bei Lagern) die Gefahr, dass Teilnehmer (oder gerade die Leiter, die ja auch ehrenamtlich aktiv sind!) sich schnell von der Lagerleitung oder Küche bevormundet zu fühlen. Dem kann man entgegen wirken, indem man (das ist natürlich im Stamm einfacher als im Bund) die Kinder und Jugendlichen mit einbindet und in eine Richtung bringt bei der SIE SELBST und nicht die Leiter/Lagerleitung den (Fleisch-)Konsum hinterfragen und deswegen von selbst auf die Idee kommen, dass ein geringerer oder gar kein Fleischkonsum auf Lagern sinnvoll sein kann.
    Die Entscheidung muss also auch an dieser Stelle von den Kindern (oder zumindest der gesamten Leiterrunde) ausgehen.

    Hoffe ich konnte etwas Beitragen,
    Fredy

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