Roza von der Gewerkschaftsjugend und Janni vom BdP-Arbeitskreis Rainbow senden euch ein solidarisches Gut Pfad!
Rainbow

Queerfeindlichkeit auf der Arbeit – wehrt euch!

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Stamm Parzival, Oldenburg
LV Niedersachsen

Ob Homophobie im Pausenraum oder erlebte Transfeindlichkeit seitens der Arbeitgebenden — die Diskriminierung von queeren Menschen in der Arbeitswelt ist leider immer noch Realität. Janni vom BdP-Bundesarbeitskreis Rainbow hat sich mit Roza von der Ver.di Jugend Hannover-Heide-Weser getroffen und zeigt euch, wie euch eure Gewerkschaft im Arbeitsalltag unterstützen kann.


Liebe Roza, du engagierst dich ehrenamtlich bei der Ver.di-Jugend. Erstmal interessiert mich, was die Gewerkschaftsjugend eigentlich ist. Was macht ihr und wie genau sieht eure Arbeit als Jugendorganisation aus?

Roza: Die Gewerkschaftsjugend setzt sich für die Interessen von Arbeitnehmer*innen, vor allem für die Interessen von Auszubildenden und Studierenden ein. Dabei geht es darum, dass wir uns für bessere Löhne, mehr Urlaubstage und bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. Das erkämpfen wir durch den Abschluss von Tarifverträgen. Wir bieten Bildungsprogramme mit beispielsweise Bildungsseminaren und -reisen an und betreiben Jugendarbeit, führen jugendpolitische Kampagnen durch und organisieren Streiks. Wenn es ernste Probleme auf der Arbeit gibt, bietet eine Gewerkschaft darüber hinaus eine rechtliche Beratung an.

Wir als Arbeitskreis Rainbow setzen uns im BdP für die Belange queerer Mitglieder ein. Als Jugendorganisationen sind wir Pfadis ja mit den Gewerkschaftsjugenden im Bundesjugendring zusammengeschlossen. Was verbindet denn deiner Meinung nach das Gewerkschaftswesen mit der queeren Community?

Roza: Auf jeden Fall der gemeinsame Kampf gegen Diskriminierung. Diskriminierung am Arbeitsplatz kann unterschiedliche Gesichter haben. Als queere Person kann man Diskriminierung auf verschiedenen Arten erleben, ob durch queerfeindliche Sprüche oder der Diskriminierung bei der Wohnungssuche oder eben auf der Arbeit. Es ist besonders wichtig, dass wir als Arbeiter*innen zusammenhalten, da wir auch ähnliche Unterdrückung erfahren können. An dieser Stelle würde ich gerne auf einen Film verweisen, den ich besonders toll finde. Im 2014 veröffentlichten Film “Pride” geht es darum, dass sowohl eine queere Community als auch eine Arbeiter*innen-Community in Großbritannien zur Zeit von Margaret Thatcher Unterdrückung erfahren. Dieser Film macht deutlich, dass in der Auseinandersetzung für gleiche Rechte und Würde identische Kämpfe geführt werden. Ich denke auch, dass es an dieser Stelle erwähnenswert ist, dass wir jungen Menschen – sei es als Gewerkschafter*innen oder auch als Pfadfinder*innen – uns gemeinsam gegen Diskriminierung positionieren müssen, um gegen diese in der Gesellschaft anzukämpfen.

Mir ist jetzt noch nicht ganz klar geworden, wie mich meine zuständige Gewerkschaft in meinem Arbeitsalltag konkret unterstützen kann. Also angenommen, ich arbeite jetzt in einem Betrieb wo es gerade nicht gut läuft und es zusätzlich noch ein queerfeindliches Klima gibt. An wen kann ich mich da wenden und was können wir da gemeinsam machen?

Roza: Als Arbeitnehmer*in kannst du dich jederzeit an den Betriebs- bzw. Personalrat wenden. Als junge*r Beschäftigte*r oder Azubi kannst du dich an die Jugend- und Ausbildungsvertretung (JAV) wenden. Die sind dafür da, um dich aufzuklären, für dich da zu sein und dich über deine Rechte aufzuklären. Wenn weitere Unterstützung am Arbeitsplatz, zum Beispiel im Sinne von Rechtsunterstützung, benötigt wird, ist es wichtig, dass man Mitglied einer Gewerkschaft wird, weil man da noch zusätzliche Unterstützung bekommt. Falls es auf deiner Arbeit keinen Betriebs-/Personalrat und keine Jugend- und Ausbildungsvertretung gibt, stellt eine Gewerkschaft auch sogenannte Vertrauensleute, die dich dann unterstützen. Melde dich einfach bei deiner Gewerkschaftsjugend vor Ort, wir sind für dich da!

An dieser Stelle würde ich mich gerne noch mal für den gemeinsamen Kampf stark machen. Arbeiter*innen als auch die queere Community haben ähnliche Interessen. Wir möchten gerne sichtbar werden und einen gemeinsamen Kampf gegen Unterdrückung und Diskriminierung führen. Als Gewerkschaftsjugend setzen wir uns für Solidarität, für Respekt, für Gleichstellung und Vielfalt in der Gesellschaft ein. Diese können wir nur gemeinsam erreichen. Und gerade jetzt, wo viele rechte Bewegungen in den Parlamenten mehr Zustimmung erhalten und sich in die Mitte der Gesellschaft rein bewegen, ist es besonders wichtig, dass wir gemeinsam stark sind und gemeinsam eine Einheit bilden. Die Werte, die ich vorhin aufgezählt habe, stehen für mich für eine demokratische Gesellschaft. In so einer Gesellschaft möchte ich leben. Ich möchte in einer angstfreien Gesellschaft leben, in einer Gesellschaft, in der ich die Person sein kann, die ich bin. Deswegen ist es wichtig, dass wir Faschismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit die rote Karte zeigen, dass wir gemeinsam dagegen angehen und uns organisieren, dass wir uns gemeinsam dagegen zur Wehr setzen. Dafür stehe ich und das ist der Grund, weshalb ich Gewerkschaftsarbeit mache.

“Ich will dem Frieden dienen und mich für die Gemeinschaft einsetzen, in der ich lebe.” Ein kunterbuntes Gut Pfad und vielen Dank für deine interessanten Ausführungen, liebe Roza.

 

Dieses Interview wurde im Rahmen des BdP-Medienprojekts “Radio Rainbow” Ende 2021 ausgestrahlt. Es ist auf dem BdP-Kanal auf YouTube hier zu finden. Vielen Dank an Luna Schreiner vom Stamm Deutschritter fürs Transkribieren! Vielen Dank an Noah Steil vom Stamm Parzival für das Titelfoto!

Der Sammelbegriff “queer” schließt schwule, lesbische, bisexuelle, trans- und inter-Menschen ein.

 


Der BdP-Arbeitskreis Rainbow ist Teil des Instagramkollektivs @rainbowpfadfinden und informiert dort mit den anderen Ringverbänden über Aktionen und queerpolitische Themen. Schaut gerne rein und lasst ein Follow da.

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Was denkst du?

  • Jona

    Bei mir in der Ausbildung kam es öfters vor, dass unser Chef mit meiner Transidentität überfordert war und Probleme damit hatte. Unser Betriebsrat hat mich dann dabei unterstützt es anzusprechen, wofür ich bis heute super dankbar bin.

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