Tradition und Brauchtum

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Gründungsteam pfa.de

Was denkst Du? Brauchtum ist im BdP ein wichtiges Gut. Oder doch ein Klotz am Bein?

Wir wollen von Dir wissen, wo Brauchtum Dir begegnet, welche Sitten es bei Euch im Stamm gibt, wie Ihr Euch mit Traditionen auseinandersetzt. In der Meute, in der Sippe, in der Gilde, im Landesverband.

Da gibt es ja viel zu diskutieren: Was hat der Navi auf dem Hajk zu suchen? Was die Smartphone-Kamera beim Jurtenabend? Wieso haben viele Sippen nicht mal mehr ein eigenes Zeichen?

Aber auch: Wieso gibt es beim Singewettstreit keine Publikumsabstimmung, kein TET? Wieso werden nur bündische Lieder gut bewertet? Wo sind wir innovativ?

Schreib uns. Das ist wichtig. Das ist Dein Bund. Mach mit!

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Was denkst du?

  • rull / Rudolf Roßgotterer

    Brauchtum ist doch ganz wichtig und verbindet uns mit der Geschichte, z. B. mit Menschen wie BiPi (Baden-Powell), ali (Dr. Alexander Lion) und tusk (Eberhard Koebel)!
    Gut Pfad
    rull

  • Joschko

    An diesem Punkt stellt sich doch vor allem die Frage, inwieweit wir im BdP überhaupt gemeinsame Traditionen/gemeinsames Brauchtum haben… Sicher haben alle Stämme/Ortsgruppen für sich irgendwelche Traditionen und wir im Bund allgemein das Pfadfindertum, was uns vor allem nach Außen von anderen Jugendverbänden unterscheidet. Von den großen anderen Pfadfinderverbänden unterscheidet evtl. uns, dass wir bewusst interkonfessionell sind, aber was sonst noch?
    Wenn man den BdP am BuLa mal so beobachtet hat, dann ist es doch vor allem die Vielfalt, die uns auszeichnet, genauso wie die Offenheit. Aber haben wir wirklich Traditionen? Bisher hatten wir ja nicht einmal wirklich etwas bindendes, gemeinsames. Nun, nach dem BuLa in Immenhausen ist zumindest zu hoffen, dass sich unser Bundeszentrum evtl. als gemeinsames Zentrum und Treffpunkt ettabliert. Dies muss sich aber erst zeigen. Momentan bilden meines Empfindens nach eher die Landesverbände die übergeordneten Bindeglieder, zwischen den Stämmen. Der Bund – bisher viel zu Abstrakt/gefühlt weit weg – war bisher vor allem von “Älteren” beherrscht, die da so vor sich hinwurschteln. Das soll nun nicht abwertend klingen, sondern nur eine bisherige persönliche Wahrnehmung widerspiegeln. Mit einigen jüngeren Bundesbeauftragten und nun dem Olli als relativ jungen Vorstand, fängt der Bund überhaupt erst an, interessant für unsere in den Stämmen Aktiven zu werden. Wir brauchen unsere “Älteren” dort oben im Bund, ganz klar. Nur für unsere jungen Strukturen ist das einfach eine ganz andere, ferne Ebene: der Bund. Ich persönlich habe “den Bund” erst auf dem Gilwell-Kurs kennengelernt – also relativ spät. Und wer fährt denn schon auf den Gilwellkurs? Das ist doch auch schon fast nur die Elite, oder? Nicht, dass ich mich als solche bezeichnen würde – aber bis vor meinem eigenen Besuch dort, hätte ich das wahrscheinlich so gesagt. Um wirklich gemeinsame Traditionen und Brauchtum zu schaffen, wäre wahrscheinlich eine Voraussetzung, dass wir “den Bund [weiter] erfahrbar machen”, wie eines der Ziele des Bundesvorstandes aus den vergangenen Jahren lautet. Aus gemeinsamen Aktivitäten, gemeinsam Erlebtem und gemeinsamer Geschichte (siehe rull oben) könnte sich dann evtl. etwas entwicklen, was wir später als unsere Tradition im BdP empfinden. Evtl. sind wir aber auch einfach zu groß, genauso wie die Vielfalt in unserem Bund… Vielleicht in “der Bund” auch einfach ein reines administratives Organ, was einen Rahmen schafft, um der Basis den Rücken frei zu halten? Ist das nicht auch schon eine dankbare und große Aufgabe? Muss man sich da gleich rauslehnen und wieder nach gemeinsamen Traditionen, nach Einheitsbrei rufen? Vielleicht sind wir traditionell schlichtweg ein bunter Haufen…?

    • Tom Levine - ArtikelautorIn

      Hallo Joschko, vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich frage mich allerdings ein wenig, ob wir auf dem selben BuLa waren. Keine gemeinsamen Traditionen? Und wieso sehen dann praktisch alle Stammesgründe gleich aus, und auch die Cafés? Warum klingen abends überall die selben Lieder (in wechselnder Qualität!) über den Platz? Doch nicht wegen “der Älteren” im Bund (übrigens längst nicht der erste “jüngere” Bundesvorstand, aber egal), oder?

      • Joschko

        Na, das waren aber doch wohl eher alles Pfadfinder-Traditionen, die Du nun aufgezählt hast. Wenn Du meinen Beitrag aufmerksam ließt, wirst du feststellten, dass ich frage, was uns als BUND (BdP) ausmacht, nicht als Pfadfinder. Wenn Du unsere Schwarzzelte und das Liedgut meinst, doch: die habe ich auch mitbekommen. Aber sind die besonders typisch für unseren BUND, für den BdP? Wohl eher für die Pfadfinder allgemein, oder?
        Ich frage deswegen ganz bewusst nach den Traditionen im Bund (BdP), weil die für mich selber viel interesanter/unklarer sind, als die der Pfadfinder (in Deutschland) im Allgemeinen.
        Was würdest Du als Brauchtuch/Tradition speziell des BdP bezeichnen, was uns als Bund von anderen Pfadfindern hervorhebt/evtl. sogar abgrenzt?

        • Flabbla

          Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied macht, ob wir jetzt nur über das Brauchtum des BdP reden oder über allgemeine Pfadfinder-Traditionen diskutieren. Der BdP ist nur ein Bund unter vielen und alle Pfadfinder der Welt haben gemeinsame Traditionen. Das macht doch gerade das Wesen der Pfadfinder aus. Gemeinsames Singen kann natürlich nicht als reine BdP-Tradition gesehen werden. Es geht nicht darum, dass sich unser Bund hervorhebt, sondern, dass alle “Scouts” der Welt sich als Gemeinschaft verstehen. Du hast doch sicherlich gesehen, wie viele internationale Gäste wir auf dem BuLa hatten. Es geht dabei um Beziehungen unter Pfadfindern aus verschiedenen Ländern – und Bünden. Und doch haben eben alle etwas gemeinsam. Gemeinsames Brauchtum verbindet zwischen allen Pfadfindern. Dabei geht es nicht nur (und das darf es auch nicht) um den BdP als abgegrenzte Gemeinschaft.

          • Lars

            Ich behaupte einfach mal, dass Schwarzzelte in diesem Umfang wie wir sie in unserem Bund nutzen doch eher unüblich sind. Selbst der VCP etc. setzt auch zum Teil (auch auf normalen Lagern) mit auf Bierzelte etc. Wenn man dann noch Pfadfinder aus anderen Ländern anschaut, wird man sehen, dass Schwarzzelte schon zu unseren Traditionen gehören. Ein gutes Beispiel ist auch immer black magic als Café auf dem Jamboree. Natürlich gehören da auch die anderen großen Bünde aus Deutschland dazu, dennoch wage ich zu behaupten, dass wir als BdP das noch „auf die Spitze“ treiben…

    • Gutemiene

      Hey Joschko,
      ist das Alter denn wirklich so entscheidend? Ich glaube, dass „jung geblieben“ es besser trifft, oder? (Der Olli ist nämlich gar nicht mehr so jung, sondern Philipp ist mit Abstand das jüngste Mitglied im Vorstand. ;-))
      Was dann wiederum Traditionen angeht, bin ich der Meinung, dass auch da das Alter keine Rolle spielt. Interessant ist wohl wirklich eher die Frage, was uns als BdP verbindet. Was sind BdP-spezifische Traditionen? Kann diese Frage jeder für sich beantworten? Wären das dann auch die selben Antworten?

      • Oliver Wunder

        Ich scheine durch meine zahlreichen Albernheiten und die straffe Haut doch jünger zu wirken, als es das Geburtsdatum sagt. Danke danke für die Komplimente 😉

  • Ralph Schwägerl

    Ich denke, dass Brauchtum was sehr wichtiges ist. Gerade heute, wo alles alte schnell an Wert verliert muss man an altem, traditionsreichen (sowie Bräuche) festhalten, da sie sonst untergehen werden. Eine Singerunde mit Lieder von Rihanna, Bruno Mars und wie sie alle heißen? Damit kann mich sich nicht identifizieren, allerdings bei bündischen Lieder schon, da sie von Pfadfindern wie wir es sind geschrieben wurden. Allgemein technische Geräte haben bei Singerunden, Lagern und Gruppenstunden nichts verloren. Ich als Meutenführer achte da auch besonders drauf und versuche, meine Wölflinge ein wenig auf Distanz vom ständigen Handy-Konsum zu bringen. Und da muss ich schon als Meutenführer darauf achten, bei Kindern aus der Grundschule… Allein schon deshalb finde ich, dass Bräuche und Traditionen sehr wichtig sind. Klar, man kann auch mal neue Lieder und Ideen in das Stammesleben einbringen, aber man sollte sich nicht von seinen Wurzeln trennen.

  • alex

    Interessant an Brauchtum und Traditionen finde ich die Art der Wahrnehmung der selbigen. Man ist z.B. mit einer bestimmten Tradition im Stamm aufgewachsen und hält diese für typisch und allgemeingültig für die Pfadfinderei. Dann trifft man auf andere Stämme, Landesverbände, Bünde und Nationen und dort gibt es diese Tradition gar nicht. Oder man unterhält sich mit älteren Pfadfindern und merkt, dass die eigene “uralte” Tradition noch gar nicht so alt ist bzw. das so manches “neumodische Zeugs” Tradition und eine weite Verbreitung besitzt.

    Ein paar Beispiele:
    • “Das einzig korrekte Klufthemd ist das original BdP-Hemd mit BdP-Stick.” Quatsch, in der Bundessatzung steht lediglich: “Zur Bundestracht gehören: Dunkelblaues Hemd/Bluse und Bundeszeichen.” D.h. die Takelbluse kann sehr wohl ein vollwertiges Klufthemd sein. Zumal die Takelbluse eine ähnlich alte Geschichte in der bündischen Jugend besitzt wie die Kohte. Apropos Kohte: Wieso haben nicht alle Länder unsere “einzig echten” Pfadfinderzelte? Haben die nicht aufgepasst?

    • “Ein richtiger Pfadfinder trägt das Halstuch mit Knoten und nicht als ‘Affenschaukel’.” Unter dem Kragen. Über dem Kragen. Gefaltet. Gerollt. Niemals gewaschen. Sauber. Mit Andenken. Ohne Klimbim. Immer. Nicht beim Rauchen. Nicht vor dem Waschen. Nicht auf T-Shirts. Als Viereckstuch. Tradionell! Natürlich, aber nach welcher Tradition den nun?

    • “Wir singen nur bündische Lieder und keine Schlager!” Ohoh, ab wann ist denn ein Lied überhaupt bündisch? Was ist mit “Viva la feria”, “Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da”, “An Land” und so vielen anderen Liedern, die ihren Weg über Tonträger in unsere Feuerkreise gefunden haben. Und was ist mit Liedern wie “… Baby One More Time”, das seit über 10 Jahren im BdP Bayern geschmettert wird? Redet man mit alten BDPlern, kennen die kaum mehr “traditionelle” Lieder die wir heute singen und wir finden in alten Liederbüchern nur noch eine Handvoll Lieder die wir mitsingen könnten.

    Der weise bündische Handkantenfeuerholzspalter Bruce Lee hat mal gesagt: “Nimm an, was nützlich ist. Lass weg, was unnütz ist. Und füge das hinzu, was dein Eigenes ist.” Vielleicht sollte man so mit Brauchtum und Traditionen umgehen.

  • ideologe

    Ich bin in der priviligierten Lage aus der Zeit berichten zu können, als es darum ging, welche Bräuche und Traditionen den “neuen” BdP prägen sollten; was man also bei der Fusion von BDPinnen und BdP aus den beiden Bünden mitnehmen wollte und was nicht. Zugegeben es war damals (zw. 1971 und 1976) eine etwas abgehobene, akademische Diskussion der damals agierenden Protagonisten der Neugründung, aber sie führte dazu, dass man sich nicht nur auf Bundesebene um “Stil” Gedanken machte.

    Das nach den letzten eher unverbindlichen Jahren im BDP wieder im ganzen Bund selbstverständliche Tragen des blauen Klufthemdes und des blau-gelben Halstuchs begann auf der ersten Bundesversammlung des BdP 1971 in Lauterbach, wurde im Bula Deggendorf 1974 kultiviert und schließlich in einer hitzigen Diskussion mit den Mädchen dem BdP als neue alte Tradition 1975/76 “verordnet”.

    Das “Leben im Schwarzzelt” kannten die Jungs aus dem BDP, den Mädchen war der Gedanke so fern, wie nichts ferner sein konnte (obwohl auch hier einige es heimlich schon mal versucht hatten…). Eine Tradition für den gemeinsamen BdP entwickelte sich auch hier aus dem Jungenbund, der im Bula Deggendorf und in seinem Kontingent im Nordjamb´75 bessonders durch seine Jurteneinrichtungen, Jurten-Cafes, und Jurten-Kulturabenden auffiel.

    Stil- und traditionsprägend waren vor allem die Kurse der LVs und des Bundes. Die dem BdP damals oft vorgeworfene “Überpädagogisierung” war auch Ausdruck eines neuen miteinander Umgehens. Vor allem die Mädchen brachten bereits 1971 die “bedarfsorientierte” Ausbildung und einen neuen, partnerschaftlichen Umgangston zwischen Teamern und Teilnehmern in die bereits auf Fusion ausgelegten Kurse ein.

    Nach meinem Eindruck war der Bund seit 1971 stilprägend bis in die Stämme hinein. Je mehr allerdings Strukturen und Methoden selbstverständlich wurden und vor allem neue Gruppen entstanden, entwickelten sich wieder individuelle Traditionen in den Stämmen, die – meiner Meinung nach – dazu dienten, sich einerseits gegenüber der immer größer werdenden “Bundes-Masse” abzuheben, andererseit aber gerade so viele Gemeinsamkeiten zuließ, dass man noch zu dem dazu gehörte, was einst unter großen Anstrengungen und mit viel Emotion gerettet oder neu geschaffen wurde.

    Unser Bund heute ist das, was sich viele von uns 1970/71 erhofft oder erträumt hatten. “Brauchtum” ist ein Begriff der Folklore und hat für mich lediglich Bedeutung mit Blick auf unsere bündischen Wurzel aus dem Jungenbund. Die Traditionen des heutigen BdP gründen sich für mich ab 1971 auf das, was damals – bereits von beiden Bünden – für die gemeinsame Zukunft aus der eigenen Geschichte “herausgefiltert” wurde – von oben initiiert und in den Stämmen adaptiert. Nach 1976 haben Kurse und Bundeslager diese Traditionen verfestigt und vor allem neue entwickelt. Die Frage nach einer Notwendigkeit stellt sich mir nicht. Wenn es sie nicht mehr gäbe, gäbe es auch unseren Bund in seiner Vielfalt, seiner Kontinuität und mit seiner einmaligen Geschichte nicht mehr. Traditionen sollten in den Stämmen erlebbar bleiben, immer wieder hinterfragt werden, aber ein, auch von Außen, erkennbares Bindeglied des BdP sein. Vor allem verhindern sie, dass das Rad von Generation zu Generation immer wieder neu erfunden wird…

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