51. BdP Bundesversammlung
,„Und damit ist die Versammlung beendet“. So schließt unsere Versammlungsleitung die 51. Bundesversammlung – eine wirklich besondere Bundesversammlung. Das merkt man alleine daran, wo dieses Ende der Versammlung beschlossen wurde: Auf dem Boden sitzend im Nebenraum der Jahnturnhalle, ohne Mikrofon, Tische oder sonstige Technik. Was ist geschehen?
Wir hatten die wahrscheinlich vollste Bundesversammlung seit vielen Jahren. Insgesamt standen rekordverdächtige 15 Anträge auf der Tagesordnung – plus Dringlichkeitsanträge! Und wahrlich waren da keine einfachen Themen dabei: Beitragserhöhungen, fleischfrei-Anträge und politische Stellungsnahmen, Gendern und ein Wachstumsziel für den BdP. Wir haben in dieser Bundesversammlung enorm wichtige Weichen für unseren Bund für die Arbeit der nächsten Jahre gestellt – dafür darf man sich auch die Zeit nehmen die es benötigt. Aber von vorn.
Freitag Abend trudeln wie gewohnt langsam unsere Delegierten – 93 an der Zahl – in unserem Bundeszentrum in Immenhausen ein – royal bekocht von unserem neuen Küchenchef Roy. Der Abend klingt aus mit einem schönen Singekreis am Feuer und wir stellen fest: Hessisch Sibirien kann sogar zweistellige Temperaturen nachts!
Am Samstag dann standen bereits einige wichtige Themen auf der Tagesordnung: Günni wurde als neuer Bundesbeauftragter für die Stufen von der Versammlung bestätigt. Und auch das Jubiläumsbundeslager 2026 hat mit Käferchen (LV Sachsen), Pasti (LV Niedersachsen), Nilpferd (LV Niedersachsen) und Gromit (LV NRW) eine neue Lagerleitung gefunden – hier fehlt es nur noch an der Rolle des*der Schatzmeister*in und das Team ist komplett. Ein ambitionierter Zeitstrahl ist auch schon vorhanden – so sollen bereits Ende diesen Jahres die Bereichsleitungen fest stehen. Das BuLa 2026 wird mit über 5.000 Pfadis aus ganz Deutschland zu Hause in unserem Bundeszentrum Immenhausen stattfinden.
Wo wir schon beim Bundeszentrum sind: Hier wurde für den Neubau des Küchenhauses mitsamt Duschen, Toiletten und Schlafräumen eine Beitragserhöhung von 1,50€ beschlossen. Ferner wurde auch entschieden, dass in Zukunft auf allen über den Bund abgerechneten Aktionen eine rein fleischfreie Ernährung angeboten wird und wir in unseren Satzungen und Dokumenten konsequent gendern möchten. Auch einen Alkoholkodex möchte sich der BdP bis nächstes Jahr geben. Was hier so einfach klingt und schnell mal geschrieben ist, wurde in der Bundesversammlung ausführlichst, kontrovers diskutiert. Fulminanter Abschluss des Samstags (weit nach 22 Uhr) dann das hoffentlich letzte Mal unsere Wachstumsdiskussion: Der BdP hat beschlossen wir möchten wachsen! Und zwar soll bis 2030 die Anzahl der Mitglieder in der Zielgruppe von 6 bis 25 Jahren um mindestens 6.500 steigen. Wir möchten aktiv und strategisch wachsen. Damit ging ein sehr langer Versammlungstag zu Ende – durchgehend begleitet von einer sehr aktiven Meme-Kultur, welche auch das ein oder andere wirklich sehr treffende Meme hervorgebracht hat.
Sonntag rückte dann ein anderes Thema in den Fokus der Versammlung: Der Schutz vor sexualisierter Gewalt bei den Pfadfinder*innen. Für uns schon seit vielen Jahren ein klarer Dreiklang aus Prävention, Intervention und Aufarbeitung. In der Früh präsentierte das Institut IPP aus München einen Zwischenstand zum Projekt Echolot, welches das institutionelle Versagen des BdPs in Bezug auf sexualisierte Gewalt bei den Pfadfinder*innen von Gründung des Bundes 1976 bis zur Einführung des Schutzkonzeptes 2006 aufarbeitet. Ein sehr belastendes aber auch ungemein wichtiges Thema für unseren Bund. Das IPP erarbeitet Empfehlungen für den BdP, um zukünftig den Bund für wirklich alle Mitglieder zu einem sicheren, geschützten Raum der Kinder- und Jugendarbeit zu machen.
Auch an anderer Stelle haben wir Kinderschutz in den Mittelpunkt gestellt. So haben wir beschlossen, auf Bundesebene ein*e Referent*in für Prävention und Kinderschutz anzustellen und dafür eine befristete Beitragserhöhung zu entfristen. Damit möchten wir die bereits existierenden Strukturen stärken und professionalisieren. Außerdem haben wir einstimmig einen Ombudsrat in der Satzung verankert, um Ausschlussverfahren betroffenengerechter zu gestalten. Finale Entscheidungen zu Ausschlüssen, die z.B. aus einem begründeten und Verdacht auf die Ausübung oder Ermöglichung sexualisierter Gewalt passieren, können so deutlich schneller erfolgen. Dafür wurden elf Mitglieder des Ombudsrates gewählt. Insbesondere diese Beratungen, der Versuch das bestmögliche System zu schaffen, zog sich in die Länge. So kam es, dass um 13.50 Uhr die Technik abgebaut werden musst, die Versammlung aber noch nicht zu Ende war.
Pragmatisch wie wir Pfadis eben sind, wurde schnell gemeinsam abgebaut und die weitere Versammlung kurzerhand in das Nebenzimmer verlegt und hier gut zum Abschluss gebracht. Insgesamt war diese Bundesversammlung für alle Beteiligten sehr lang und anstrengend. Vor allem aber zeigt sie eines: Unser Bund lebt. Unser Bund diskutiert. Und er funktioniert. Wir haben gemeinsam sehr wichtige Weichen gestellt für die Arbeit im BdP für die nächsten Jahre. Wir haben Strukturen verändert, Grundsatzentscheidungen getroffen und ein strategisches Wachstumsziel beschlossen. Dafür haben wir uns die Zeit genommen, die es braucht. Es war sehr schön zu sehen, wie lebhaft unsere Debattenkultur gelebt wird. Wie zwar viel diskutiert wurde – das aber immer sachlich, nie persönlich. Wie verschiedene Argumente im Plenum diskutiert wurden und alle gemeinsam versucht haben, die beste Lösung für den BdP zu finden. So und nicht anders soll eine Bundesversammlung sein!
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