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NEUE BRIEFE

GSAT: Was sind die Stärken und Schwächen des BdP?

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Im Rahmen des Prozesses zur Verbandsentwicklung, in dem wir den BdP fit für die Zukunft machen wollen, haben wir uns entschieden, GSAT durchzuführen. GSAT steht für das Global Support Assessment Tool, ein Analysewerkzeug von WOSM, mit dem Stärken und Schwächen nationaler Pfadfinder*innenverbände erfasst werden können. Wenn man so will, könnte man GSAT als „Stammeskompass für Nationalverbände“ bezeichnen. WOSM bietet seinen Mitgliedern diesen kostenlosen Service. Als Qualitätsstandard mit zehn Kategorien und insgesamt 96 Dimensionen, die untersucht werden, besteht durch GSAT auch die Möglichkeit, verschiedene WOSM-Mitgliedsorganisationen weltweit miteinander zu vergleichen.

Bei GSAT werden zehn wichtige Aspekte eines Verbandes untersucht: Institutionelle Grundlagen, Vereinsstrukturen, Strategie, Integritätsmanagement, Kommunikation und Interessenvertretung, Erwachsene bzw. Leitungspersonen, Ressourcenallokation und Finanzkontrollen, Programm für Kinder und Jugendliche, Wachstumspotenzial und Qualitätsmanagement. Insgesamt werden 96 objektiv verifizierbare Indikatoren untersucht, so z.B. ob wir ein Schutzkonzept umsetzen, ob es bei uns Altersstufen mit jeweils auf sie angepasste Pädagogik gibt oder ob wir jährliche Finanzberichte erstellen.

Um es gleich zu sagen: Laut WOSM haben wir GSAT nicht bestanden. Das war aber auch nicht unser Ziel. Nicht ein Zertifikat, sondern konkrete Vorschläge zur Verbesserung unseres Verbandes wollten wir uns mit GSAT abholen. Und die haben wir bekommen.

Wie lief das Ganze eigentlich ab?
Nachdem bereits der Vor-Arbeitskreis Verbandsentwicklung und die Projektgruppe 1 Impulse aus GSAT-Material gezogen hatten, wurde beschlossen, ein kleines Team einzusetzen, das GSAT vollständig durchführen sollte. Es bestand aus Mitgliedern des Arbeitskreises Verbandsentwicklung, der Bundesleitung sowie des Bundesvorstands und wurde von mir hauptamtlich betreut. Nachdem wir bei WOSM offiziell unseren Bedarf angemeldet hatten, wurde uns ein sogenannter Facilitator zugewiesen, der uns durch den weiteren Prozess begleitete und uns alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung stellte.

Im GSAT-Team begannen wir zunächst damit, uns einen Überblick zu verschaffen, welche der 96 Kriterien wir wohl erfüllen und welche eher nicht. Als nächstes sammelten wir Dokumente, die nachweisen, dass wir das jeweilige Kriterium erfüllen. Da GSAT evidenzbasiert ist, war es wichtig, jeweils Dokumente als Beleg präsentieren zu können. Hier zeigte sich auch gleich eine Schwierigkeit: Im BdP tun wir vieles, was im GSAT gefordert wird, nicht alles jedoch haben wir verschriftlicht. Einiges ist auch implizit, z.B. durch gelebte Praxis und mündliche Traditionsweitergabe, vorhanden.

Im Sommer trafen wir uns dann als Team in unserem Bundeszentrum in Immenhausen, um mit den digital zugeschalteten WOSM-Assessoren das eigentliche GSAT-Wochenende durchzuführen. Nach und nach gingen wir jede der zehn Dimensionen durch und legten den Assessoren dar, was wir in dem jeweiligen Bereich tun und was wir an Dokumentation dessen vorweisen können. Von offiziellen Dokumenten wie der Bundessatzung über Fotos von durchgeführten Veranstaltungen und Excel-Listen bis zu Seiten auf meinBdP war alles an Nachweisen dabei.

Bei jedem Kriterium wurden wir daraufhin auf einer Skala von 0 (nicht vorhanden) bis 3 (voll erfüllt) bewertet. 15 der 96 Kriterien gelten als K.O.-Kriterien: Wenn auch nur eins davon nicht erfüllt ist, kann das gesamte GSAT nicht bestanden werden. So war es auch bei uns. Zwei Beispiele: Unsere Finanzen werden zwar natürlich sehr gründlich durch verschiedene verbandsinterne Gremien (Kassenprüfung, Finanzrat, Bundesversammlung) kontrolliert, jedoch nicht durch externe Wirtschaftsprüfer*innen. In unserer Satzung wurde bis jetzt nicht erwähnt, dass wir Mitglied in WOSM (und WAGGGS) sind. Außerdem tun wir in vielen Bereichen schon einiges, das aber nirgendwo schriftlich fixiert ist, wie von WOSM gewünscht.

Kurz nach dem GSAT-Wochenende erhielten wir eine erste Auswertung von unserem Facilitator und wenig später gab es eine gemeinsame Videokonferenz mit Team und Assessoren, in der wir eine ausführliche Rückmeldung bekamen. Als Stärken des BdP wurde herausgestellt, dass unser Verband auf allen Ebenen von jungen Menschen geleitet wird, dass wir ein hervorragendes Schutzkonzept und Krisenmanagement haben sowie dass wir Wissen effektiv weitergeben. An Verbesserungspotentialen wurde uns mitgegeben, dass es gut wäre, die in die Jahre gekommene pädagogische Konzeption zu aktualisieren und dass wir die Verantwortlichkeiten für die strategische Planung im BdP klären sowie Prozesse einführen sollten, um strategische Ziele zu erarbeiten, umzusetzen und zu überwachen. Außerdem ist WOSM der Meinung, dass unser Jahresabschluss extern geprüft werden sollte und dass wir unsere impliziten Vorgaben zu integrem Verhalten und zur Deklaration von Interessenkonflikten verschriftlichen sollten.

Wie geht es nun mit den Ergebnissen weiter?
Nachdem sie in Kurzform bereits auf der vergangenen Bundesversammlung präsentiert wurden, arbeiten wir als Team momentan an der detaillierten Auswertung, Analyse und Aufbereitung. Wir werden die Resultate außerdem zeitnah im Arbeitskreis Verbandsentwicklung besprechen und sie auf dem nächsten Bund-Land-Treffen ausführlicher mit den Landesvorständen eruieren. Bis dahin werden wir als Team auch Vorschläge machen, welche Empfehlungen aus GSAT wie im BdP umgesetzt werden sollten und diese Handlungsempfehlungen in Bundesvorstand und Bundesversammlung einbringen. Du darfst also gespannt sein! WOSM bietet übrigens auch Services an, mit denen die erkannten Schwachpunkte behoben werden können.

Insgesamt war der GSAT-Prozess ein sehr wertvoller und erkenntnisreicher, der uns hilfreiche Einblicke von außen in unseren Verband gewährt hat. Wir sind dankbar, dass WOSM solch einen professionellen Service für seine Mitglieder anbietet und möchten uns an dieser Stelle vor allem bei Andrea, unserem Facilitator, bedanken, der uns immer gutgelaunt durch den Prozess begleitet hat.

Dr. Heike Jablonski
Referentin der Bundesleitung

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