„Hört ihr mich?“ – so war die 47. Bundesversammlung
,Hätten wir bei der letzten Bundesversammlung eine Umfrage gemacht, was der häufigste Satz auf der nächsten Bundesversammlung sein wird, wären bestimmt „Kannst du mir den Kaffee geben?“ oder „Schön, dich wieder zu sehen“ hoch im Kurs gestanden. Niemand hätte vermutlich auf „Hört ihr mich?“ getippt.
Zugegeben, wir haben nicht mitgezählt. Doch diese Frage verkörpert wohl die Andersartigkeit dieser letzten Bundesversammlung, die am 16. Und 17. Mai stattfand, mehr als alles andere. „Hört ihr mich?“ impliziert zum einen automatisch, dass man nicht beieinander ist und zum anderen ist es eine Frage, die Unsicherheit ausdrückt. Die Bundesversammlung war genau davon geprägt: Räumliche Distanz und Unsicherheit.
Wir als Pfadfinder*innen kennen beide Probleme aus unserer Arbeit ziemlich gut. Wir sind es gewohnt, räumliche Distanzen zu überwinden und Kontakt mit Menschen zu halten, egal wo auf der Welt sie auch sein mögen. Gewohnt sind wir es bestimmt auch alle, Unsicherheiten zu überwinden. Denn Zweifel oder Bedenken hatten wir vermutlich alle schon mal: Ob der Weg auf der Fahrt die richtige Wahl war? Ob das Essen für den ganzen Stamm reicht? Beispiele gibt es genug.
Als wir hörten, dass die Bundesversammlung nicht verschoben wird, sondern stattfindet und zwar digital, war die Unsicherheit riesig. Alle vergleichbaren Veranstaltungen waren abgesagt worden und wir konnten es uns nicht mal im Ansatz vorstellen, wie das ablaufen sollte, so eine digitale Bundesversammlung. Schließlich war dieses Vorhaben jedenfalls im BdP ein Novum. Neu war vor allem diese generelle Unsicherheit, denn wir sind es gewohnt, dass bei den Pfadis doch immer irgendwie alles klappt. Und dass es vor uns schon viele, viele andere geschafft haben.
Also, die Unsicherheit war da – aber dann nahm das Projekt Fahrt auf. Während sich die halbe Welt gerade in Zoom Meetings professionalisiert und dabei gefühlt nicht über die Auswahl des richtigen Hintergrundes hinauskommt, stand bei der digitalen Bundesversammlung irgendwie immer etwas anderes Vordergrund: Wie schaffen wir es, eine Pfadfinderatmosphäre in dieses Tool zu bekommen? Denn – wir wussten – technisch würden wir das schon irgendwie hinbekommen, aber ohne das Feeling wäre das alles nichts wert.
Unglaubliche 17 Stunden lang haben wir diese Bundesversammlung verfolgt, die Beiträge für den Liveticker geschrieben, Instagram Storys erstellt und versucht, so viel wie möglich von der Bundesversammlung nach außen zu tragen. Aber es war schwer, das alles in Worte zu fassen. Schließlich war da einiges los: Ausgerichtet wurde diese Bundesversammlung vom Landesverband Sachsen und die hatten sich für den Startschuss eine fabelhafte Loveandfittness Einheit überlegt. (Bewegungsreiche Morgenrunden lassen sich – das wissen wir jetzt – auch sehr gut über Zoom abhalten!) Das bedeutete kein stummes Warten am Anfang der Telko, sondern eher das Gefühl, dass hier etwas sehr gut vorbereitet worden war. Dann die Eröffnungsrede von Guschtl, die irgendwie schon etwas staatstragendes hatte. Es war eine Bundesversammlung, die zwischen Schweigeminuten, Verabschiedungen und Videoeinblendungen immer den richtigen Ton traf und die sich trotz der teilweise auch kontroversen Diskussionen über Anträge durch eine große Disziplin ausgezeichnet hat.
Am Ende von etwas Neuem steht immer die Frage danach, was nun bleibt. Für uns ist es das Gefühl, über etwas hinaus gewachsen zu sein, dieser Krise getrotzt und einen Weg gefunden zu haben, dass die Bundesversammlung nicht nur stattfinden, sondern ein voller Erfolg sein konnte. Die Antwort auf die Frage „Hört ihr mich?“ haben wir gefunden: „Ja! Wir sind hörbar, wir sind laut und wir heben unsere Stimmen, ob analog oder digital.“
Freddi (Börner) und Fabi (Matella)
Stamm Robin Hood, LV Bayern
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