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NEUE BRIEFE

Seit über 60 Jahren – Pfadfinden in Immenhausen

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Welche Gruppe träumt nicht davon: ein Landhaus, rundherum Zeltgelände, ein riesiges Waldgebiet, ein Bach, ein See, keine Nachbar*innen, die gestört werden könnten, keine Autostraße in der Nähe? Gibt es das noch in unserem dicht besiedelten Land?

Ja, das gibt es tatsächlich! Dieses Traumhaus mit Lagergelände (und jeweiligem Ausbau, Umbau, Anbau, Neubau, Zukauf von Wiesen) gehört sogar uns, dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Es ist das Zentrum Pfadfinden Immenhausen!

Die Pfadfinderinnen des Bundes Deutscher Pfadfinderinnen haben vor 60 Jahren während ihres zweiten Internationalen Bundeslagers in Immenhausen mit vielen geladenen Gästen am 1. August 1959 das Richtfest des dritten Hauses und die Einweihung der beiden fertigen Häuser gefeiert. Von unserem Architekten, Herr Prof. Dr. Appel aus Kassel, erfolgte die Schlüsselübergabe an unsere Bundesmeisterin Joggel (Dora Heinstein, Baden-Baden) für „Unser Haus“, dessen Entstehen wir ihrer Initiative und Ausdauer zu verdanken haben, unbestritten ihr Lebenswerk. Ein Traum geht in Erfüllung, bei dem alle Pfadfinderinnen des Bundes mitgeholfen haben, ihn Wirklichkeit werden zu lassen.

Rückblende: Auf der fünften Landesmeisterinnenkonferenz (LMK = Landesvorsitzende und Bundesleitung) des Bundes Deutscher Pfadfinderinnen über den Jahreswechsel 1954/1955 in Berchtesgaden taucht der Gedanke auf, dass der Bund einen sichtbaren Mittelpunkt haben müsse und es wurde beschlossen: „Der Bund kauft oder pachtet einen zentral gelegenen Platz für Bundeslager. Evtl. später Erstellung eines Hauses.“

Auf der folgenden LMK 1955 in Kassel wurde über die bisherigen Verhandlungen über einen Bundeslagerplatz beraten: Es steht eventuell in Aussicht, mit den amerikanischen Pfadfinderinnen zusammen einen Platz in den Alpen zu nutzen. Das hätte den Vorteil, dass wir die notwendigen Anlagen von den Amerikanerinnen übernehmen und uns dieser Platz sicher übergeben wird, wenn diese Deutschland wieder verlassen. Als weiterer Platz steht Altenhof an der Ostsee in Aussicht, da dieses Grundstück sehr günstig verpachtet werden soll.

Nach eingehender Diskussion wird einstimmig erklärt, dass die zentrale Lage des Platzes sehr wichtig ist, denn der Bund Deutscher Pfadfinderinnen glaubt fest an eine baldige Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Die LMK wird für kurze Zeit unterbrochen, weil der Kreisjugendpfleger über geeignete Lagergelände im Land Hessen spricht. Später wird Spitz (Ingeburg Schmahl, Kassel) mit diesem Jugendpfleger per Motorrad zu den Plätzen fahren und ihr gefällt der „Rehwinkel“, unser heutiger Standort.

Die zentrale Lage in Nordhessen war auch für die verschiedenen Ausbildungslager des Bundes Deutscher Pfadfinderinnen in den Anfangsjahren von Bedeutung, z.B. in Udorf, Wilhelmsdorf, Gut Kragenhof und auf dem Dörnberg bei Zierenberg. Das Gelände auf dem Dörnberg mit der Dörnbergbaude wäre ein idealer Lagerplatz für unseren Bund gewesen, aber er war fest in den Händen der Segelflieger. Anfang der 1960er Jahre entstand hier der legendäre Jugendhof Dörnberg.

Nach der Aufnahme des 1950 gegründeten Ring Deutscher Pfadfinderinnenbünde (EMP, BCP, PSG und BDP) als Vollmitglied in den Weltbund der Pfadfinderinnen 1954 drängte dieser zugleich darauf, ein nationales Pfadfinderinnenlager durchzuführen, für das auch eine Einladung an Lady Baden-Powell erwartet wurde. Dafür brauchten wir jetzt einen geeigneten Lagerplatz.

Der 12. März 1956 war für den Bund Deutscher Pfadfinderinnen ein wichtiges Datum! An diesem Tage erstand der Bund seinen bundeseigenen Lagerplatz: Ein idyllisch gelegenes größeres Gelände am Rande des Reinhardswaldes in der Gemarkung der Stadt Immenhausen. Vorerst noch in viele Parzellen eingeteilt, einer kleinen Hütte (heute Teppichhaus) am Tannenwald und zwei festen Schuppen an der Zufahrt mit den großen alten Eichen.

Die Freude ist groß:  „Unser Lagerplatz! Ein kleines Stückchen Erde, das nun unsere Heimat werden soll, die Heimat, der Mittelpunkt des Bundes!“

Auf dem neuen Bundeslagergelände fanden schon Ende Mai 1956 die ersten Ausbildungslager und das Vorbereitungslager für das erste Bundeslager im Sommer 1956 statt, das in die Geschichte des Bundes Deutscher Pfadfinderinnen als das „Lady-Lager“ eingegangen ist. Das  Bundeslager war zum großen Teil verregnet und es entstand der Wunsch der Pfadfinderinnen, ein festes Haus zu besitzen, um unabhängig von Witterung und Jahreszeit eine dauerhafte Unterkunft zu haben.

Ulla Frenzel (Penny), Stamm Grabowski, LV BBB

 

Foto: Paavo Blofield

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