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NEUE BRIEFE

Verbandsentwicklung anderswo: DPSG, VCP und rdp

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Nicht nur unser Bund beschäftigt sich mit dem großen abstrakten Thema „Verbandsentwicklung“. Es folgt ein kleiner Einblick in die Prozesse unserer Partner*innen- verbände:

DPSG: Lilienpflege

Dominik Naab
Bundesvorsitzender DPSG 2013-2018

NB: In der DPSG habt ihr „Lilienpflege“ betrieben. Wie kam es dazu und wie seid ihr eingestiegen?
Die „Lilienpflege“ entstand aus dem Wunsch und Ziel heraus, die Entwicklung des Verbandes strategisch zu gestalteten. Ein Verband entwickelt sich stetig weiter, es bestehen viele Ideen und Überlegungen. Als Bundesvorstand hatten wir damals das Anliegen, die Entwicklung der DPSG koordiniert und zielorientiert zu gestalten. Wahrlich keine leichte Aufgabe in einem großen Verband mit vielen Akteur*innen. Klar ist, in einem demokratisch organisierten Verband braucht es eine breit angelegte Basis für den Prozess. Das bedeutet eine Legitimierung durch die Bundesversammlung und die Einbeziehung der weiteren Ebenen des Verbandes. Die 79. Bundesversammlung der DPSG hat 2014 mit dem Beschluss „Pfadfinden für alle“ eine gemeinsame Strategie zur Weiterentwicklung beschlossen.

NB: Was waren die Kernbestandteile und Ziele der Verbandsentwicklung?
Das zentrale Ziel war, möglichst vielen Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen Pfadfinden zu ermöglichen. Unter dem Titel „Lilienpflege“ wurde folgendes in den Blick genommen: Zum einen prüften wir, ob der strukturelle und inhaltliche Rahmen, den der Verband den Leiter*innen für ihre pfadfinderische Arbeit setzt, noch geeignet für die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen ist. Zum anderen richteten wir unser gesamtverbandliches Engagement darauf aus, möglichst vielen Kindern und Jugendlichen pfadfinderische Erlebnisse zu ermöglichen, indem wir Leiter*innen binden, stärken und gewinnen wollten.
Konkret haben wir, erstens, die Altersstufen überprüft. Das beinhaltete die Fragen, ob die pfadfinderische Pädagogik auch für Kinder unter sechs Jahren geeignet ist, ob die Zuschnitte der Stufen noch sinnvoll sind und ob die Stufenprogramme unserem Anspruch, aufeinander aufbauend zu sein, gerecht werden.

Zweitens, standen die Leiter*innen im Fokus, weil sie diejenigen sind, die Kindern und Jugendlichen Pfadfinden ermöglichen und für die Qualität ihrer Erlebnisse entscheidend sind. Für diesen Prozess gab es drei Schwerpunkte: bereits aktive Leiter*innen begeistern und binden, diese Leiter*innen in ihrer Tätigkeit unterstützen und im letzten Schritt neue Leiter*innen gewinnen.

Drittens wurden die Fachbereiche evaluiert. Die Fachbereiche sind seit Beginn der DPSG zentrale Engagementfelder im Verband. Die Themen der Fachbereiche genießen neben der Arbeit in den Altersstufen eine hervorgehobene Bedeutung. Das Ziel dieses Teilprozesses war es, Zuschnitte der Fachbereiche angesichts sich verändernder gesellschaftlicher Diskurse (Diversity, Inklusion, Internationalisierung, Klimawandel, …) zu überprüfen.

NB: Wo steht ihr heute?
Der Prozess Lilienpflege ist abgeschlossen. Die Biber wurden eingeführt und bieten Kindern unter sechs Jahren einen ersten Zugang zum Pfadfinden. Die Programme der Altersstufen wurden neu geschrieben und gut aufeinander abgestimmt, um u.a. die Stufenwechsel besser zu gestalten. Der Fachbereich „Behindertenarbeit“ heißt nun „Inklusion“. Mit meine.dpsg.de wurde an der Dankeskultur gearbeitet und „Deine Leiterrunde sucht Verstärkung“ war eine – für jeden interessierten Stamm – individuelle Maßnahme zur Gewinnung neuer Leiter*innen. Mit der Großveranstaltung „Leuchtfeuer“ fand der Prozess 2018 einen krönenden Abschluss. Die Veranstaltung richtete sich ausschließlich an Leiter*innen. Die Mitgliedszahlen entwickelten sich bis vor der Pandemie leicht steigend. Wie sich die Entwicklung seit der Pandemie vollzieht, entzieht sich meiner Kenntnis und steht kaum in Verbindung mit diesem Verbandsentwicklungsprozess.

Unterm Strich kann ich sagen, war es mit gut fünf Jahren ein ganz schön langer Prozess. Angesichts der vielen Teilprozesse aber eine echt starke Leistung innerhalb dieser Zeit. Wir hatten uns viel vorgenommen und es war nicht leicht all die Bälle gemeinschaftlich in der Luft zu halten. Ich bin trotz aller Fehler, die wir gewiss gemacht haben, sehr stolz auf das Erreichte und überzeugt, es war ein lohnendes Abenteuer, das auch angesichts der Auswirkungen durch die Pandemie eine gute Grundlage für die verbandliche Arbeit der kommenden Jahr(zehnt)e bietet.

 

VCP: Pfadfindung

Eric Stahlmann, Mitglied der Steuerungsgruppe Pfadfindung im VCP & Johannes Bleck, Generalsekretär des VCP

NB: Der VCP nennt seinen Prozess zur Verbandsentwicklung „Pfadfindung“. Wie kam es dazu und wie seid ihr eingestiegen?
Der eigentliche Einstieg in die „Pfadfindung“ liegt schon eine ganze Weile zurück. Bereits Anfang der 2010er Jahre hat unsere Bundesleitung darüber nachgedacht, dass es zwar reichlich Themen gibt, die sie innerhalb ihrer Amtszeit gut angehen kann, andere Themen aber ziemlich groß sind und ihre Bearbeitung viele Jahre, über ihre eigene Amtszeit hinweg, in Anspruch nehmen würde.

Mit dem Nachdenken über solche langfristigen Themen war der VCP in ganz klassischen Fragenstellungen von Strategieprozessen angekommen: Wo wollen wir eigentlich in zehn Jahren stehen? Wie verändern sich die Rahmenbedingungen der Jugendarbeit und was bedeutet das für uns? Was macht den VCP aus und was nicht? … Unsere eingesetzte Projektgruppe Pfadfindung hat alle Gedanken zu diesem Thema sortiert und eine „Handlungsgrundlage“ sowie „Handlungsfelder“ formuliert. Das ist zum einen eine Beschreibung unserer Identität als VCP und zum anderen eine Definition der Bereiche, in denen sich der Verband weiterentwickeln will.

Vor dem nächsten Schritt haben wir uns ein wenig umgesehen und sowohl im niederländischen als auch im österreichischen Pfadfinder*innenverband Beispiele für sehr starke Beteiligungen der Mitglieder bei Strategieprozessen gefunden. Diese Grundidee haben wir übernommen und zu „Regionalkonferenzen“ eingeladen: Auf drei großen Treffen in Stuttgart, Hannover und Leipzig konnten unsere Mitglieder über die Zukunft des Verbandes diskutieren, ihre Ideen einbringen und konkrete Veränderungsmaßnahmen und Schwerpunkte entwickeln. Zusammen mit Umfragen unter 600 Gruppenleitungen, einer breiten Gremienbeteiligung und Mitgliedsstatistiken wurde so die Grundlage für unsere konkreten Ziele gelegt.

NB: Und 2018 habt ihr auf der Bundesversammlung dann konkrete Ziele und Handlungsfelder beschlossen?
Genau. Nachdem auf der Bundesversammlung 2016 der Beschluss gefasst wurde, dass der bisherige „Verbandsentwicklungsprozess“ in eine langfristige Strategie münden soll, folgte 2018 dann der Beschluss einer ganzen Reihe von Zielen innerhalb der fünf verschiedenen Handlungsfelder. Gemeinsam beschreiben sie, wo der VCP im Jahr 2026 stehen soll, was wir erreichen möchten und auch, was wir nicht wollen. Die Handlungsfelder setzen so die Schwerpunkte für unsere inhaltliche Arbeit.
Gleichzeitig haben wir eine dauerhafte Gruppe eingesetzt, die „Steuerungs-gruppe Pfadfindung“. Sie ist mit verschiedenen Akteur*innen aus der Verbandsführung und einigen Expert*innen besetzt und hat die Aufgabe, die Weiterentwicklung des Verbandes über all die Jahre und unterschiedliche Amtszeiten hinweg im Blick zu behalten, den Fortschritt zu dokumentieren und den Sinn und Zweck der ganzen Unternehmung immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.

NB: Wo steht ihr gerade bzw. was liegt noch vor euch?
Aktuell neigt sich die Amtszeit des ersten Vorstandes dem Ende entgegen, der seine Arbeit an den Zielen der Pfadfindung orientiert hat und gleichzeitig feiern wir demnächst „Bergfest“ zwischen Zieldefinition und dem geplanten Ende des Prozesses 2026. Die Steuerungsgruppe hat sich dies zum Anlass genommen ein Zwischenfazit zu ziehen. Auf der Bundesversammlung 2021 wurde so berichtet, in welchen Bereichen wir schon ordentliche Schritte nach vorn gemacht haben und Erfolge feiern können und auch auf welche Themen sich in den nächsten Amtszeiten konzentriert werden sollte, um unsere Ziele erreichen zu können. Gleichzeitig bietet sich dabei auch die Möglichkeit noch einmal zu reflektieren, was gut und auch weniger gut bei der Pfadfindung funktioniert und dabei auch bisherige Erfahrungen in der Verbandsentwicklung in den Prozess einfließen zu lassen. Denn die Strategie soll nichts Statisches sein, das sich nie verändert, sondern in regelmäßigen Abständen hinterfragt werden. So können wir auf aktuelle Geschehnisse eingehen, neue Erkenntnisse einfließen lassen und auch Anpassungen vornehmen. Es wird zum Beispiel deutlich, dass sowohl möglichst konkrete Ziele (Beispiel Wachstum) aber auch relativ offen gehaltene Ziele (z. B. Vielfalt und die Bedeutung des “C” in VCP) und sowohl Klarheit als auch Offenheit ihre Grenzen haben. So werden wir aller Voraussicht nach bis 2026 keine 20.000 neue Mitglieder gewonnen haben und zugleich ist die Frage, woran sich “Vielfalt” in der Verbandskultur messen lassen kann, um dieses Ziel als erreicht benennen zu können. Daraus resultiert zwangsläufig, dass bereits benannte Reflektionen und Anpassungen nötig sind.

 

rdp: Ringschmiede

Dominik Neumann-Wächter (Dodo)
Stamm Cosuaneten, München
LV Bayern

NB: Der rdp hat mit der Ringschmiede in 2022 etwas ganz Neues vor. Was genau plant ihr dort?
Mit der Ringschmiede wollen wir gemeinsam mit Pfadfinder*innen aller rdp-Verbände die Zukunft von Pfad- finden in Deutschland gestalten. Wir möchten mit 400 Teilnehmenden gemeinsam träumen und überlegen, wie eine Vision für uns alle aussehen kann. Und wenn so viele Menschen aus verschiedenen Verbänden zusammenkommen, gibt es natürlich auch die Möglichkeit, neue Leute kennen zulernen, sich auszutauschen und neue Ideen mit nach Hause zu nehmen.

Wir möchten also eine Veranstaltung schaffen, bei der sich alle wohlfühlen und miteinander ins Gespräch kommen. Und das funktioniert mit vielen pfadfinderischen Methoden. Es wird keine „Paper-Scout“ Veranstaltung, sondern ein klassisches Lager: mit Zelten, Lagerfeuer, Singerunden und methodischer Vielfalt in Workshops und Open Space.

NB: Wo und wann findet die Ringschmiede statt?
Die Ringschmiede ist vom 30. September bis 3. Oktober 2022 im Bundeszentrum der DPSG in Westernohe geplant. Ich war im Oktober selbst das erste Mal in Westernohe und denke, der Ort ist wunderbar dafür geeignet. Es gibt viel Platz zum Zelten, eine Arena als Versammlungsort und notfalls eine Turnhalle, um auch bei schlimmsten Herbstwetter gut diskutieren zu können.

NB: Wer kann an der Ringschmiede teilnehmen?
Aus den fünf rdp-Verbänden (BdP, BMPPD, DPSG, PSG und VCP) sind alle eingeladen, die auf Bundes- und Landesebene (bzw. Diözesanebene) aktiv sind. Das sind also sowohl Mitglieder aus der Bundesleitung als auch Menschen, die sich in Arbeitskreisen auf Landesebene engagieren. Wir wollen dabei erreichen, dass alle Verbände, alle Regionen und alle Ebenen vertreten sind, um möglichst viele Perspektiven einzubeziehen.

NB: Wie kam es zu der Überlegung und was versprecht ihr euch von dem Projekt?
Den rdp gibt es als Zusammenschluss schon lange und in den letzten Jahren gab es immer mehr verbandsübergreifende Zusammenarbeit, zum Beispiel unser rotes Ringehalstuch oder die gemeinsamen Kontingente für die World Scout Jamborees. Allerdings stehen die Vorstände unserer Verbände immer wieder vor der Herausforderung, dass für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit eine gemeinsame Zielsetzung fehlt, die von den aktiven Mitgliedern erarbeitet wurde. Daher gab es die Idee, eine Veranstaltung zu organisieren, um erste Schritte für eine gemeinsame Vision zu gehen und die Gemeinschaft im Ring erlebbar zu machen. Als Projektteam hoffen wir, dass wir durch die Ringschmiede ein Gemeinschaftsgefühl von Pfadfinden in Deutschland schaffen, mögliche Wege für die Zukunft aufzeigen und vor allem auch den Austausch der Aktiven untereinander befördern.

NB: Wo steht ihr gerade bzw. was liegt noch vor euch?
Der Rahmen für die Veranstaltung steht. Wir haben Teams für Kommunikation, Inhalt und Logistik, den Lagerplatz und auch die Finanzierung ist so gut wie sicher, was uns sehr freut. Denn wir wollen, dass die Teilnahme nichts kostet, sondern jede*r aus der Zielgruppe teilnehmen kann – und es sieht so aus, als ob wir das schaffen (an der Stelle auch Dank an die Stiftung Pfadfinden und die anderen Pfadi-Stiftungen).

Aktuell arbeiten wir jetzt an den Details: Wie soll das Programm aussehen, was machen wir methodisch, was brauchen wir dafür an Material etc.? Und wir sind dabei Werbung für die Veranstaltung zu machen, damit wir viele Menschen zusammenbringen. Natürlich arbeiten wir auch am Außenrum und überlegen, was wir alles brauchen, damit das eine coole Veranstaltung wird – so viel sei verraten: Es wird auch Pinten geben – denn natürlich wollen wir coole Ergebnisse haben, aber viel Tolles entsteht eben doch auch abends beim geselligen Zusammensitzen. Und dafür suchen wir auch noch Teams, die Lust haben zu kochen oder eine Pinte zu schmeißen, also melde dich gern: dominik.neumann-waechter@pfadfinden.de.

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