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NEUE BRIEFE

Wahlrecht abschaffen

,
Stamm Barrakuda, Vaterstetten
LV Bayern

Für eine Beschränkung des Wahlalters – nach oben?

Der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. hat nach hitziger Diskussion auf der Bundesversammlung 2014 beschlossen, sich für eine Absenkung des Wahlalters einzusetzen. Da die Frage umstritten war und blieb, ist der Beschluss absichtlich so vage wie möglich gehalten, sodass nicht weiter spezifiziert wurde, auf welches Alter gesenkt werden oder wie der Verband sich dafür einsetzen soll.

Befürworterinnen und Befürworter argumentierten, dass jedes Mitglied der Gesellschaft, auch Kinder und Jugendliche, ein Recht auf Partizipation habe, dass Jugendliche sehr oft bereits reflektiert bewusste politische Entscheidungen treffen können und dass Kinder und Jugendliche eine viel stärkere Präsenz im politischen Geschehen haben sollten. Ein gesenktes Wahlrecht sei ein Signal in diese Richtung.

Gegnerinnen und Gegner der Absenkung hielten dem entgegen, dass junge Menschen eben oft noch nicht in der Lage sind, komplexe politische Sachverhalte zu bewerten, deswegen zu leicht von einfachen Parolen eingenommen werden können und generell irgendwo die Grenze gezogen werden muss – warum nicht ab 18, da kann man auch selber Auto fahren und Schnaps trinken. Außerdem gäbe es genug andere, für junge Menschen besser geeignete Möglichkeiten, sich politisch einzubringen. Politische Partizipation für Kinder und Jugendliche gerne, aber vielleicht nicht gerade beim Wählen.

Niemand hat Lust, diese anstrengende Diskussion nochmal aufzuwärmen. Ich auch nicht. Ich denke aber, dass die Diskussion um das Wahlalter sich falsch fokussiert hat – drehen wir das ganze doch mal um: Es ist wichtig, über die Grenzen des Wahlrechts zu sprechen, aber nicht nur über eine Begrenzung nach unten hin. Alle Argumente gegen die Absenkung des Wahlalters können auch auf unsere massiv alternde Bevölkerung angewandt werden. Vielleicht sollte sich unser Verband dafür einsetzen, das Recht auf Wählen ab 75 abzuschaffen.

Warum? Ganz einfach. Erstens, alte Menschen tendieren dazu, die Welt nicht mehr zu verstehen. Nicht dass das für alle gilt – wir alle kennen den immer noch brillanten Professor in Rente oder die liebe Oma, die immer noch jeden Tag Süddeutsche liest, um zu wissen, was in der Welt passiert. Aber es ist nun mal so, dass die Mehrheit der über 75-Jährigen dazu neigt, nicht mehr zu wissen, was in der Gesellschaft los ist, wie die Lebensrealität der Bevölkerung aussieht und wie man auf neue, komplexe politische Probleme antwortet. Globalisierung, Klimawandel, digitaler Wandel der Gesellschaft und vieles mehr – alles sind Dinge, die neu sind, und von alten Menschen nicht verstanden werden. Vielleicht zurecht auch nicht verstanden werden können. Ihre Generation hatte andere Probleme, die wir ebenfalls nicht nachvollziehen könnten. Warum sollten wir alten Menschen daher Entscheidungen über komplexe Sachverhalte zumuten, die sie überfordern? Hätten wir nicht sogar die Pflicht gegenüber der ältesten Generation, sie mal in Ruhe zu lassen? Wir sollten daher unsere Alten aus der Verantwortung entlassen und ihr Wahlrecht ab 75 abschaffen.

Zweitens tendieren ältere Menschen dazu, aufgrund ihrer Überforderung durch neue komplexe Probleme, auf einfache Parolen hereinzufallen. Rattenfänger aller Art nutzen es aus, dass ältere Menschen nicht mehr wissen, was Sache ist, und wandeln die verständliche Überforderung unserer Alten in Wut um – um diese dann mit simplen Slogans und Hetze zu Wählerstimmen zu machen. Natürlich gilt das nicht nur für alte Menschen, sondern für alle in der Bevölkerung. Und manchmal gilt das eben genau nicht für alte Menschen, die durch Reife und Erfahrung eine Immunität gegen einfache Parolen entwickelt haben. So eine Verallgemeinerung ist fies, fairer Punkt. Aber es ist leider so, dass 2016, während des EU-Referendums in Großbritannien, gerade die ältere Bevölkerung sich durch Lügen, Hetzparolen und Unwahrheiten der Leave-Kampagne einwickeln lies – und so einer der Hauptverantwortlichen ist dafür, dass die Briten die EU verlassen. Und das gegen den Willen fast aller jungen Britinnen und Briten, die mit überwältigender Mehrheit für ein europäisches Britannien stimmten.[1] Es besteht also ein großes Risiko, dass ältere Menschen durch ihre Überforderung mit komplexen Themen und ihrem Unwissen über die Lebenswelt jüngerer Generationen auf Hetze hereinfallen und fatale Entscheidungen für das ganze Land treffen. Um dieser Gefahr vorzubeugen, sollte eine demokratische Gesellschaft reagieren – und das Wahlrecht für alle über 75 abschaffen.

Soweit waren das zwei Argumente, die üblicherweise gegen die Absenkung des Wahlalters vorgebracht werden. Ich denke, beide Gründe haben zumindest eine Berechtigung, und wenn jemand der Absenkung des Wahlalters kritisch gegenübersteht, sollte diese oder dieser sich für eine Einschränkung des Wahlrechts für ältere Menschen Gedanken machen. Aber setzen wir das Gedankenexperiment fort: ich habe noch zwei weitere Gedanken, die darüber hinausgehen, und auch die überzeugen sollen, die für eine Absenkung des Wahlalters sind.

Dritter Grund dafür, dass ab 75 nicht mehr gewählt werden sollte: Es geht ältere Menschen so langsam immer weniger etwas an. Politische Entscheidungen sind Entscheidungen über die Zukunft der Gesellschaft, Wahlen ein gemeinsames Nachdenken darüber, wohin die Reise gehen soll. Dieser Weg ist für ältere Menschen fast abgeschlossen – sie werden nicht diejenigen sein, die von langfristigen politischen Entscheidungen betroffen sein werden. Die betroffenen sind wir, die jüngeren Generationen, die mit den Konsequenzen der getroffenen Entscheidungen leben werden müssen. Warum sollten wir also nicht mehr Mitspracherecht haben als die Alten? Und warum sollten ältere Menschen über 75 überhaupt noch ein Mitspracherecht haben, wenn es um politische Richtungsentscheidungen geht? Wie die Zukunft Europas aussehen soll, wie der Klimawandel gestoppt werden kann oder welches Bildungssystem das richtige ist – es ist das Recht und die Pflicht der jungen Generationen, selbst über ihre Zukunft zu bestimmen. Ohne dass ältere Menschen reinpfuschen, die selbst nicht mehr betroffen sein werden. Also, schaffen wir das Wahlrecht ab 75 ab.

Viertens, und letztens: Unsere Gesellschaft erlebt einen tiefgreifenden demografischen Wandel. Wir werden immer mehr alte und immer weniger junge Menschen sein. Der Anteil der über 80-Jährigen wird nach einigen Prognosen bis 2030 um mehr als 60 Prozent ansteigen, während die Geburtenrate weiter fällt.[2] Bis 2050 könnte der Anteil älterer Menschen über 60 in der Bevölkerung bis zu 39 Prozent ausmachen, während junge Menschen bis 20 lediglich 16 Prozent stellen werden.[3] Das bringt alle möglichen Probleme mit sich, vom Renten- und Gesundheitssystem bis zur Arbeitslast der Jungen, um für die Alten zu sorgen. Aber ein Problem, welches häufig nicht angesprochen wird: Bei Wahlen wird es in Zukunft immer mehr so sein, dass die Alten den Ton angeben, während die Jungen ignoriert werden. Politikerinnen und Politiker folgen Wählerstimmen und wenn bei Rentnerinnen und Rentnern viel, viel mehr Stimmen zu holen sind als bei Auszubildenden und Studierenden, werden erstere alle politischen Grundsatzentscheidungen fällen. Der demographische Wandel wird dafür sorgen, dass die Stimme der Jugend immer mehr vernachlässigt wird, weil die ältere Generation bei jeder Wahl die Jungen einfach überstimmen kann. Das ist ungerecht, unfair, und, siehe Punkt zwei, gefährlich. Durch die Abschaffung des Wahlrechts ab 75 können wir aber die Balance wiederherstellen und die Stimmanteile von Jung und Alt ausgleichen, sodass die Stimme der jüngeren Generation ausreichend gehört wird.

Sollte sich unser Verbund für eine Beschränkung des Wahlrechts nach oben stark machen? Wählen für über 75-Jährige ist (1) zu kompliziert, (2) gefährlich, (3) geht sie nichts mehr an und (4) verschärft den Konflikt zwischen Jung und Alt. Und ähnlich zum Fall der Absenkung des Wahlalters gilt: Für ältere Menschen, die sich engagieren wollen, gibt es in Vereinen und Initiativen genügend Möglichkeiten, sich politisch einzubringen – das muss ja nicht gerade beim Wählen sein. Und warum mit 75? Irgendwo muss ja mal die Grenze gezogen werden, warum nicht 10 Jahre nach der Rente? Dann hat man noch genügend Zeit, sich richtig politisch einzubringen, bevor man sich dann zurückzieht und den Jüngeren das Feld überlässt. Ich behaupte nicht, dass das eine gute Lösung wäre, aber wenn unser Verband über das Wahlalter nachdenkt, sollten wir das in beide Richtungen tun. Wir sind eine Jugendbewegung und sollten uns für die Rechte der Jugend einsetzen – auch gegenüber den Interessen der Alten.

 

Widersprochen werden kann hier: aqn@st-andrews.ac.uk oder im Kommentar unten.

 

[1] bdp.de/nb-brexit-stats

[2] bdp.de/nb-demografie

[3] bdp.de/nb-demografie2

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Was denkst du?

  • Karin Dittrich-Brauner

    Wir haben zu diesem Artikel einige Kommentare bekommen, die ich gerne weiterleite:

    Hildegund Fischer (gen. Gundel) Januar 2018
    Älterengruppe Grabowski
    Berlin

    Liebe Pfadis vom BdP!
    Über den Bericht im „pfade“ über uns über 75Jährige war ich entsetzt. Vor allem die Arroganz, mit der von uns Alten gesprochen wurde, hat mich erschüttert. Dazu möchte ich euch heute meine Meinung mitteilen.
    Zuerst will ich etwas über mich sagen, damit ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt.
    Ich bin 77 Jahre alt und gehöre zu der Generation, die ihr nun „entmündigen“ wollt, in dem ihr euch dafür einsetzt, uns nicht mehr an den Wahlen teilnehmen zu lassen.
    Ich bin seit 1954 Pfadfinderin und z.Zt. in der Älterengruppe „Grabowski“ im BdP Berlin-Brandenburg.
    Unsere Aktivitäten in der Gruppe sind natürlich altersgemäß andere als eure, die für unser Alter nicht mehr so angemessen sind.Trotzdem sind wir nicht so egoistisch, wie ihr uns darstellt. Ihr könntet nun behaupten, dass Altpfadfinder vielleicht von eurer Meinung ausgeschlossen sind, aber ich kenne noch viele andere Senioren und die meisten machen sich, sofern sie Enkel oder Kinder haben, sehr große Sorgen über deren Zukunft (einschließlich der Probleme des Klimawandels und der Globalisierung) und möchten, dass es ihnen gut geht. Auch andere Senioren ohne Kinder kenne ich, die sich für diese Probleme interessieren.
    Zum Thema Verführbarkeit wisst ihr sicher, dass im Dritten Reich vor allem viele junge Menschen dem Demagogen Hitler verfallen waren. Auch heute noch ist der Gruppendruck unter sehr jungen Leuten erheblich.
    Ihr habt vielleicht mehr Ahnung von den modernen Medien und der entsprechenden Technik dazu. Das heißt aber nicht, dass wir nicht über die Probleme der Jugend informiert sind. Sicher gefällt uns Einiges nicht, z.B.der Umgang der Jugend mit den Medien. Da ist u.a. der verantwortungslose, oft leichtsinnige Umgang mit Informationen auf facebook und Co.. Habt ihr mal überlegt, wie sehr ihr durch diese Medien manipuliert werden könnt? Niemand prüft den Wahrheitsgehalt dieser Informationen nach.
    Auch wir haben uns früher über die „ Alten“ aufgeregt und fanden sie „verkalkt“. Natürlich gab es immer Ausnahmen für uns. Dazu gehörten meistens die, die wir kannten.Man kann immer gut über die Allgemeinheit herziehen, aber sollten wir als Pfadfinder nicht etwas kritischer damit umgehen?
    In meiner aktiven Zeit in den Fünziger Jahren waren wir erst einmal stolz, nicht politisch zu sein, nicht in einen Topf mit der Hitlerjugend geworfen zu werden, was gelegentlich aufgrund unserer Pfadfindertracht geschah.
    Unser Geschichtsunterricht hörte bei Bismarck auf. Über Kriege und deren Ursachen wurde nicht gesprochen. Wir haben, um mehr zu erfahren, zumindest in unserer Klasse, eine politsche Arbeitsgemeinschaft außerhalb der Schule gegründet. Dazu haben wir uns Dozenten geholt, die uns etwas über die jüngste Vergangenheit unseres Landes erzählt haben. Es war uns, auch besonders durch die Lage Berlins, nicht möglich, ganz unpolitisch zu bleiben. (Das hat sich ja zum Glück heute geändert.)
    Freie Wahlen waren damals für die deutsche Bevölkerung etwas Besonderes, ein Privileg, dass es nur in demokratischen Staaten gab. Deshalb war die Wahlbeteiligung sehr hoch. Ich lasse auch heute noch keine Wahl aus (falls ihr mich nicht in Zukunft daran hindert).
    Meine über hundertjährige Schwiegermutter, die Tochter eines Schäfermeisters, (die sich im Übrigen immer noch Gedanken über ihre nunmehr über 70 Jahre alten Kinder machte), hat sogar nochmal ganz bewusst, als Stammwählerin der SPD, Angela Merkel gewählt, weil sie sich von deren Wahl mehr Einfluss für Frauen versprach.

    Jetzt habe ich noch einiges zu den Wahlen zu sagen. Ich muss euch eure mangelnden Informationen vorwerfen. Was den Brexit betrifft haben ihn sicherlich die Alten „herbeigewählt“, aber – deren Wahlbeteiligung war auch viel höher als die der Jungen. Die konnten sich gar nicht vorstellen, dass der Brexit durchkommen würde, und sind deshalb gar nicht erst wählen gegangen. Sie kannten eben ihre Alten nicht.

    So ist es auch in Deutschland: Guckt euch mal die Statistiken an (kann man im Internet finden oder sich beim Bundeswahlleiter erkundigen). Es sind die unter 25 jährigen, die sich am wenigsten für Politik und die Wahlen interessieren.
    Ohne die Alten und auch viele Bürger aus den neuen Bundesländern, die aus Frust über die Nichtberücksichtigung Ihrer Probleme nicht mehr zur Wahl gehen, hätten wir eine viel geringere Wahlbeteiligung, wahrscheinlich um die 30%. Das kann es ja wohl nicht sein.
    Wollen die Jungen sich jetzt auch um die Belange des Alters kümmern? Sie waren noch nie alt und kennen die Bedürfnisse gar nicht. Meint ihr, wir Alten hätten die Bedürfnisse unserer Jugend vergessen? Sicherlich waren diese, der Zeit angepasst, anders und wahrscheinlich bescheidener als heute.

    Als Padfinderinnen und Pfadfinder wissen wir jedoch, dass wir nicht jeden Trend mitmachen müssen, sonders dass es andere Werte gibt, die wichtiger und nicht mit Geld zu bezahlen sind.

    Mit meinem Brief hoffe ich, euch nochmal zum Nachdenken angeregt zu haben.
    Vielleicht solltet ihr lieber eine Aktion starten, mit der ihr mehr junge Leute an die Wahlurnen holt, als eine Mehrheit durch Ausschluss der Alten zu erreichen.

    Ein herzliches Gut Pfad

    Gundel

    • Wung

      Liebe/r Gundel,

      vielen Dank für die ausführliche Antwort und das Lesen und diskutieren meines Artikels. Der Zweck des Artikels war, aufzuzeigen, dass alle Argumente, die sich gegen das Wahlrecht von unter 18 Jährigen richten, umdrehen lassen können. Ich möchte weder ältere Menschen entmündigen, noch deren Wert in Frage stellen. Tatsächlich ist der Artikel ein bisschen älter, und ich habe meine Meinung mittlerweile geändert, und möchte durch den Artikel nur der Debatte ums Wahlalter und um Representation verschiedener Altersgruppen ein bisschen Anschub zu geben. An einigen Punkten möchte ich dir dennoch widersprechen:

      (1) Mir ist bewusst, dass es sehr viele alte Menschen gibt, die noch sehr bewusst und engagiert sind. Älteren Menschen generell Wissen und Kompetenz abzusprechen ist ein gefährliches Stereotyp – allerdings existiert exakt dasselbe Stereotyp für Menschen unter 18 Jahren. Meine Frage wäre hier: Seht ihr es auch als erschreckende Arroganz und Entmündigung an, dass eine gebildete engagierte 16-Jährige nicht wählen darf? Dass ihr das Wahlrecht verweigert wird, weil arroganterweise von der Mehrheit angenommen wird, dass unter 18-Jährige nunmal noch nicht so weit sind?

      (2) Ich glaube euch sofort, dass ihr engagierte, bewusst lebende Menschen seid, die sehr viel zur Gesellschaft beigetragen haben und immer noch beitragen werden. Denkt ihr, dass ihr in eurer Altersgruppe die Mehrheit stellt? Oder kann es sein, dass Mitglieder der Pfadfinderbewegung sehr stark überdurchschnittlich gesellschaftlich engagiert sind?

      (3) Bezüglich Brexit: Die Wahlbeteiligung der Jungen ist deutlich höher als in anfänglichen Statistiken festgestellt: https://www.theguardian.com/politics/2016/jul/09/young-people-referendum-turnout-brexit-twice-as-high

      Unabhängig davon: Die Wahlbeteiligung ist immer noch niedrig unter jungen Leuten, und niedriger als bei älteren Generationen, da habt ihr recht. Allerdings habe ich hier auch zwei Fragen an euch:

      (4) Ich verstehe euer Argument nicht. Unter 18 Jährige hatten nicht die Möglichkeit, wählen zu gehen. Selbst wenn 100% aller 16-17 Jährigen gewählt hätten, hätte das absolut nichts geändert. Inwiefern findet ihr das in Ordnung?
      (Es ist übrigens nicht der Fall, dass diese Altersgruppe nicht gerne wählen gehen würde, wie das Beispiel des Schottland-Referendum 2014 zeigt: http://www.independent.co.uk/news/uk/scottish-independence/scottish-referendum-results-huge-turnout-bolsters-case-for-voting-at-16-9745081.html)

      (5) Findet ihr nicht, dass einer der Gründe, dass junge Leute nicht zur Wahl gehen, die Fokussierung politischer Debatten auf ältere Altersgruppen ist? Bei der Bundestagswahl rückten Themen, die jungen Menschen am Herzen liegen, in den Hintergrund, vor allem zur Bildungspolitik wurde fast nichts gesagt. Die meisten Debatten fanden über Themen statt, die junge Menschen nicht oder viel weniger betreffen (Rente, Steuern, Gesundheitssystem) oder bei denen junge Menschen viel weniger Angst empfinden (Einwanderungspolitik, Euroskeptizismus). Denkt ihr nicht, dass es sehr viel motivierender für junge Leute wäre, sich politisch einzubringen, wenn die Politik sich nicht einseitig auf ältere Generationen ausrichten würde?

      Generell denke ich, dass eine Begrenzung des Wahlrechts nach oben problematisch wäre. Allerdings halte ich daran fest, dass es in unserer Gesellschaft eine Überrepresentation der Interessen älterer Menschen gibt, die zu Lasten der Wünsche und Bedürfnisse junger Leute geht. Dieser Trend wird sich mit dem Demographischen Wandel in den nächsten Jahren sehr verstärken. Deswegen wünsche ich mir nicht den Ausschluss der Alten – aber ich möchte, dass etwas passiert.

      Liebe Grüße und Gut Pfad,
      Wung

  • Karin Dittrich-Brauner

    Helga Lehmann (gen. Spucky) hat folgende Gedanken dazu:

    Ich finde es legitim, wenn junge Menschen sich über die Absenkung des Wahlalters gedanklich austauschen, aber parallel dazu die Abschaffung des Wahlrechts für ältere Menschen ab 75 Jahren zur Diskussion zu stellen, befürworte ich nicht.
    Jene Abschaffung würde bedeuten, dass einer Gruppe von Menschen das Wahlrecht entzogen werden würde. Ist nicht Ausgrenzung, aus welchen Gründen auch immer, eine Form, der sich eher das rechte Spektrum bedient?
    Das Wahlrecht ist eine Errungenschaft der Demokratie und wurde hart erkämpft.
    Sie gibt jedem Menschen in einem demokratisch regierten Staat die Gelegenheit
    zu wählen, wobei jede Stimme gleichwertig ist.
    In meinem Umfeld, bestehend aus politisch interessierten Menschen verschiedener Altersklassen, erntete der Artikel Kopfschütteln. So fragte meine Tochter verwundert:
    „ Was soll das denn?“ Ein Freundin meinte: „Diesen Unsinn muss man nicht so ernst nehmen, wir sind als Jugendliche auch manchmal übers Tor hinausgeschossen.“
    Nun ja, so kann man es auch sehen.
    Ich hoffe nur, dass dieser Bericht weder durch die Regenbogenpresse noch durch Qualitätsblätter in die Offentlichkeit dringt, denn das würde ein sehr schlechtes Licht auf den BdP werfen.

    Folgende Altpfadfinder möchten sich diesen Berichten anschließen:

    Helga Blitzner (gen.Kelle)
    Karin Dessow (gen. Karin)
    Monika Collins ( gen. Sputnik)
    Joachim Beinert (gen. Aki)
    Ulla Frenzel (gen. Penny)

    • Wung

      Liebe Spucky,

      ich habe weiter oben eine ausführlichere Antwort auf eure Gedanken verfasst. Allgemein finde ich sollte man diesen Unsinn durchaus ernst nehmen – selbst wenn eine Beschränkung des Wahlalters keine Lösung ist, ist der Ausschluss junger Menschen unter 18 vom Wählen sowie die Überrepresentation älterer Menschen gegenüber jungen Leuten ein Thema, was alle angeht. Wie du richtig anmerkst, ist Ausgrenzung eine Gefahr für Demokratie – siehst du die Ausgrenzung junger Menschen ebenfalls als gefährlich an?

      Liebe Grüße und Gut Pfad,
      Wung

  • Dieter Eck

    Als ich einem Bekannten den Beitrag” Wahlrecht abschaffen” zur Lektüre vorlegte, meinte er spontan nach dem Lesen: “Der Verfasser wird sich spätestens dann, wenn er selbst das genannte Alter erreicht hat, in Grund und Boden schämen,” Ich möchte das noch ergänzen: Er sollte es jetzt schon tun!! Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie die Bundesleitung einen dermaßen gefährlichen Blödsinn in den “Neuen Briefen” veröffentlichen kann. Immerhin würde sich der BdP juristisch angreifbar machen, sollte er sich eine solche Sichtweise, die konträr zum Grundgesetz steht, zu eigen machen. Aber die Gründe, die der Autor anspricht, wiegen für mich sehr viel schwerer, zumal ich auch inzwischen schon zur Generation der “Alten” gehöre, Kinder und Enkel habe. Es ist mehr als anmaßend, zu behaupten, die Mehrzahl der über 75jährigen wisse nicht mehr, was in der Gesellschaft los ist. Mein Umgang mit Alten wie Jungen zeigt mir, dass gerade Ältere in viel größerem Maße als Jüngere sich Gedanken um die Gesellschaft und die Zukunft machen und in diesem Zusammenhang über ein oft erstaunliches Maß an Erfahrungen und Erkennen von Zusammenhängen verfügen. Wie kann jemand in allem Ernst eine ganze Bevölkerungsgruppe pauschal von der politischen Willensbildung ausschließen? Warum fordert der Autor nicht gleich, den Alten das Atmen und Essen zu verbieten, das sie den Jüngeren doch nur wegnehmen würden? Wie wäre es denn z.B., wenn man den Kinderlosen das Wahlrecht nehmen würde indem man argumentiert, sie hätten ja infolge eines Mangels an eigenem Nachwuchs kein Interesse an der Zukunft des Landes? Wohl niemand würde auf eine so schwachsinnige Idee kommen.
    Worauf es dem Schreiber dieses Machwerks aber letztendlich ankommt, ist doch ganz offensichtlich und nur durch die Nichtnennung des Namens leicht verschleiert: Es geht um die Wahlerfolge der AfD, die wohl seiner Meinung nach zu einem gehörigen Teil dem Wahlverhalten der älteren Generation geschuldet sind. Wer es nicht verkraften kann, dass eine demokratisch legitimierte Partei sich politisch etabliert, der hat ein gewaltiges demokratisches Defizit und sollte sich doch einmal allen Ernstes überlegen, ob sein Demokratie(un)verständnis nicht wesentlich gefährlicher für die Zukunft unseres Landes ist als das Wahlverhalten der älteren Generation.

    Dieter Eck
    Stamm Burgheldon
    Heppenheim

    • Wung

      Lieber Dieter,

      vielen Dank für deinen Kommentar auf meinen Artikel. Ich habe den Artikel vor etwas längerer Zeit geschrieben, um eine Debatte über das Wahlalter zu provozieren. Mittlerweile habe ich meine Meinung zwar geändert, aber schämen tu ich mich leider noch nicht für meine geäußerte Meinung, da ich die Probleme, die ich im Artikel anspreche, immer noch für legitim halte. Deswegen würde ich dir gerne eine Rückfrage stellen:

      Findest du es auch anmaßend und arrogant, zu behaupten, dass unter 18 Jährige nicht genug wissen, um zu wählen? Vor allem, dass die, die so etwas sagen, meist sehr viel älter als 18 sind? Findest du es nicht auch erschreckend, dass eine ganze Bevölkerungsgruppe so pauschal von der politischen Willensbildung ausgeschlossen wird?

      Ich versichere dir aber, dass ich weder ein Interesse daran habe, den Alten Essen und Atmen zu verbieten, noch in irgendeiner Weise den Wert von älteren Menschen in Frage stellen will. Was ich aber für legitim halte, ist darüber nachzudenken, ob der Fokus auf die Interessen älterer Generationen zulasten der Jungen gerechtfertigt ist.

      Zu deinem Kommentar zur AfD: Die AfD-Wählerschaft ist tatsächlich über alle Altersgruppen gleich verteilt. Der AfD-Wähleranteil von über 70-Jährigen ist tatsächlich am allerniedrigsten von allen Altersgruppen (7% im Vergleich zu 10% bei 18-24 Jährigen). Die überwältigende Mehrheit der über 70-Jährigen wählt CDU. Quelle: https://wahl.tagesschau.de/wahlen/2017-09-24-BT-DE/umfrage-alter.shtml

      Liebe Grüße und Gut Pfad,
      Wung

  • Daniel Pathmann (gen. VattiCrow)

    Ich rechne fest damit, dass es sich bei dem Bericht um einen reinen Provokations-Artikel handelt. Wohl nur deswegen steht im Kleingedruckten: “Widersprochen werden kann hier: ” Fast hätte ich den Anstoß und damit verbundenen Angriff auf die Demokratie und unsere Werte echt noch ernst genommen. Ich habe eine ganze Woche mit Wut im Bauch über diesen Artikel und seine Intension nachgedacht. Mal so einen Aufreger in die Pfade zu packen erfordert schon reichlich Mut. Der letzte Politiker, der ältere Menschen nicht mehr mit künstlichen Hüftgelenken versorgen lassen wollte, ist selbst nur 36 Jahre alt geworden. Vielleicht gibt es bei Ausgrenzungen auch sowas wie die Rote Karte ? Also nur der Form halber : ICH WIDERSPRECHE! -VattiCrow (45)-

  • Michael Weiß (profi)

    Lieber Wung,

    ich stimme dir voll zu. Renter leben in der Vergangenheit, sehe ich an meinen Eltern. Und wenn das Rentnergesocks nicht mehr wählen dürfte, bräuchte die Poltik keine Rücksicht mehr auf die größte Wählergruppe nehmen und könnte sich auf andere konzentrieren.

    Doch auch anderen Gruppen würde ich, wenn auch aus anderen Gründen, von Wahlen ausschließen:

    Als nächstes wäre das Studentenpack fällig. Vom Leben keine Ahnung, den Kopf voller Grillen. Keinen Tag gearbeitet, den Eltern oder dem Staat auf der Tasche liegen. Ach und die empfindlichen Studentenseelen, am besten in Watte packen. Professoren müssen Ihre Studentinnen warnen, wenn im Seminar Klassiker der Literatur behandelt werden, in der Sex und Gewalt vor kommen könnte. Wie wollt ihr denn mit den Härten des Lebens zu recht kommen, geschweige denn euch fortpflanzen.

    Sozialhilfeempfänger wären die nächsten. Den ganzen Tag nur saufen, rauchen, rumvögeln und Unterschichtensender anschaun. Wie wollen denn die die Welt verstehen.

    Alle mit mehr als 500.000 Euro Jahreseinkommen. Die haben keine Ahnung was das heißt mit Ihrer Hände Arbeit ihr Geld zu verdienen. 3-Schichten, 3 Zimmer Wohnung, alle 2 Jahre Urlaub in einer Bettenburg in Italien. Hauptinteresse: Kohle in die Karibik schaffen. Wie weltfremd ist das denn.

    Frauen und wählen. Der war gut. Mit dem kleinen Gehirn ist Frau doch nur in der Lage zu kochen, zu putzen und Kinder groß zu ziehen.

    Kinderlose über 35. Kümmern sich nur um sich selbst. Selbstverwirklichung steht an erster Stelle. Solche Egoisten wollen Entscheidungen treffen können, die für eine Gesellschaft taugen.

    Ich bin für die Einführung einer Wahltauglichkeitsprüfung. Da wird dann Staatsbürgerkunde, Allgemeinbildung, Strafrecht, internationales Völkerrecht und vieles andere abgefragt. 2 Fremdsprachen Minimum. Damit das körperliche nicht zu kurz kommt: jeder muss 4 Wochen bei der Spargelernte helfen, alternativ Kartoffeln klauben. Wer einen Tag fehlt, hat es vergeigtg. Nur wer da besteht, darf an die Urne. Das würde mir als Wahlhelfer das nächste mal viel Arbeit beim Auszählen von Stimmzetteln sparen.

    Profi, verheiratet, 3 Kinder knapp über 50.

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