Wir trauern um Männe
,Männe (Manfred Jiritschka) war von 1991 bis 1996 Bundesvorsitzender des BdP. Er trug dazu bei, dass es die Stiftung Pfadfinden gibt und unterstützte die Weiterentwicklung in den 25 Jahren. Als Kurator nahm er an den jährlichen Treffen in Kronberg teil und konnte mit seiner umfassenden politischen und pfadfinderischen Erfahrung wegweisende Impulse geben.
Männe starb am 9. März 2023 im Alter von 73 Jahren.
Viele Weggefährten von Männe haben uns geschrieben. Wir haben die Erinnerungen zusammengestellt und ihr könnt sie hier herunterladen.
Einen ausführlichen Nachruf schrieb Hajo Hornauer:
Männe ist tot. Da war am Freitag der vorvergangenen Woche abends diese Nachricht …. die mich etwas im Unglauben ließ. Tatsächlich? Männe? Der ist doch erst Anfang 70, immerhin vier Jahre jünger als ich.
Also, ich brauchte eine Weile. Aber so ging es wohl vielen anderen vielleicht auch. Schnell gingen dann doch die Gedanken zurück. An die vielen Besuche im Hause Jiritschka nach den Singewettstreiten in der Hamburger Uni … Männe hatte immer einen kleinen Kreis von Leuten aus dem Bund eingeladen, nach der Euphorie des Singens und Zuhörens zu sich in sein Haus in Finkenwerder zu kommen. Ein opulentes Mitternachtsmahl begrüßte uns jeweils und eine halbe – oder ganze – Nacht zum Reden, zum Schwafeln, zum (Bundes-)Politik machen, und, und, und …. Es war herrlich. Unvergesslich.
Männe war mit seiner Frau Marlies ein wunderbarer Gastgeber, eingehend auf viele Wünsche, eingehend auch auf etliche Animositäten, immer interessiert, immer nah dran am Pulsschlag des Bundes. Und über neue Aktivitäten wurde geratscht, Gedankenspiele veranstaltet, der Bund schlechthin in dieser oft sehr illustren Runde ein Stück weitergebracht. Der Versuch, Strömungen zu erkennen, Gegenläufigem entgegenzutreten und / oder auch nur einfach Spaß zu haben.
Männe, kein „BdP-Urgestein“, kam Anfang der achtziger Jahre zum Bund, geholt von Helmut Jung, unserem ersten Bundesvorsitzenden und „Spiritus Rektor“ für so vieles, für die Arbeit als Bundesbeauftragter für Politische Bildung“ und dann bestens in den Bund integriert, bis er 1991 die Nachfolge von Wolf Kuhnke antrat und selbst an die Spitze gewählt wurde.
Seit Männes Tod sind auf Bitte von Karin Dittrich-Brauner und der Stiftung Pfadfinden etliche Kurzkommentare ins Netz gestellt worden. Einige von ihnen seien hier in diesem Nachruf – zum Teil nur sinngemäß – zitiert. Matthias Röcke schreibt unter anderem: „Ich habe immer Männes feinsinnigen Humor bewundert, fußend auf Menschenkenntnis und Lebenserfahrung.“ Und Tom Levine ergänzt: „Männe war jemand, der sich selten aufregte (doch, doch, das konnte er auch), sondern meistens mit etwas leiser, hoher Stimme die Dinge sortierte und einordnete … Er zwang die damaligen „Jungen Wilden“, immer wieder mit seinen nachbohrenden Fragen, Risiken mindestens zu benennen …“. Ika Holler, Männes Nachfolgerin im Bundesvorsitz, schrieb unter anderem: „Wir hatten so viele gemeinsame, wunderschöne, aber auch nachdenkliche Begegnungen. … Männe und ich unternahmen zum Beispiel eine Reise nach Eisenach, wo der DPV mitten in der Stadt sein Bundeslager durchführte. Eine interessante Lageridee, die uns beide, Männe und mich, begeisterte.“ So war das offenbar mit vielen Aktionen im Bund: Anfangs immer ein wenig skeptisch, bevor dann der Funke übersprang und Männe mitzog. Dazu noch einmal Tom Levine: „Es war nicht immer einfach, ihn von Neuerungen zu überzeugen, aber wenn man es geschafft hatte, stand Männe wie ein Fels hinter einem. Das war bei der Aktion „Ganz normal anders“ so, aber natürlich vor allem bei der Stiftung. In der Bundesleitung gab es damals schier endlose Bedenkenträgerdebatten. Aber als das Konzept stand, war Männe einer der ersten, der sagte: „Wir machen das. Wir gehen das Risiko ein, dass es nicht klappt.“
So war er. Als Berliner würde ich sagen: Er musste sich erst einmal „hineinfummeln“, zum Beispiel beim Jamboree 1995 in Holland. Nie hatte Männe zuvor ein solches Großereignis von Nahem gesehen, und so war ich als sein Stellvertreter in der Kontingentsleitung derjenige, der ihm vieles nahezubringen hatte. Den politischen Teil überließen wir Björn Seelbach, der konnte das mit seinen riesigen Erfahrungen viel besser, während Männe und ich uns darauf beschränkten, das Kontingent bei der Vortour und im Lager selbst gut zu managen und die menschliche Komponente zu bestärken.
Zwersch (Elke Ebert) schreibt unter anderem über ihren Bundesvorsitzenden – Zwersch war kooptierte Generalsekretärin im Bundesvorstand: „Männe war bei unseren dienstlichen Gesprächen ruhig und besonnen und ich zuweilen hitzig, ungeduldig und unwirsch. Das passte prima und sorgte für einen Ausgleich und Männe ging den Dingen auf den Grund, schnelle Lösungen waren nicht gefragt, vor allem wurde alles von vielen Seiten beleuchtet, damit sinnvolle und gerechte Lösungen gesucht wurden.“ Charlotte Mania (Wupp) schreibt zu Männe: „Dank seiner immer gründlichen Vorbereitung und Planung, seiner offenen Kommunikation und der zwischen uns allen entspannten Atmosphäre hatten wir eine hervorragende Zusammenarbeit in diesem (politischen) Arbeitskreis.“
Und Dada aus Bremen ergänzt aus seiner langjährigen Zusammenarbeit mit seinem „Nachbarn“ Männe: „Er war ein Guter. … Der unermüdliche, zielstrebige, immer hilfsbereite und wirkliche Freund.“ Ehrgeizig war er auch, wie Bernhard Eilert (Priester) von den privaten Wanderungen über die Alpen gemeinsam mit Männe und anderen erzählt: „Wir waren immer wieder erstaunt, welch schwierige Routen er sich ausgesucht hatte …. Unsere Wanderung über die Birnlücke hatte es ihm so angetan, dass er sie mit seinen Freunden auch noch einmal nachvollzogen hat. Und: Von den Freunden auf der Hütte war er der emsigste Skifahrer !“
So weit die Texte. Viele andere hatten sicherlich ähnliche Gedanken und sind still geworden, als sie die Nachricht bekamen. Die versammelte „Jubiläumsgemeinde“ zum silbernen Stiftungsjubiläum im Emmelhaus in Kronberg hat am 1. April d.J. in einer Schweigeminute des ehemaligen Bundesvorsitzenden gedacht. Diese „Zukunftswerkstatt“ Stiftung Pfadfinden am Samstagvormittag mit acht Arbeitsgruppen und unterschiedlichen Fragestellungen und der Überlegung, wie es in der Zukunft mit der Stiftung Pfadfinden weitergehen könnte, was notwendig, was entbehrlich, was zukunftsweisend sein könnte, das alles hätte Männe bestimmt auch gefallen, und er hätte mitgehalten, was die Ergebnisse betraf.
So schloss sich da vor ein paar Tagen mit dem großen Rund im Emmelhaus der Kreis und das Abschiedslied zum Schluss tat sein übriges: Männe hat dem Bund viel bedeutet. Und unser Bund war ihm ein Stück Zuhause. Wir sind dankbar für die Zeit, die wir mit ihm verbringen durften.
Was denkst du?