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Pfadfinder

Zu Besuch bei den Förderprojekten von Watoto kabisa in Kenia

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Ich bin Wiebke aus dem Stamm von Helfenstein aus Koblenz. Im September habe ich drei Wochen in Kenia verbracht. Neben Land und Leuten habe ich vor allem die unterstützen Projekte des Fördervereins Watoto kabisa kennengelernt. Worum es dabei genau geht, erfahrt ihr in diesem Reisebericht.

Schnellstraßen überquerende Zebras, klapprige Fahrzeuge, staubig-verrauchte Luft und dazu afrikanisches Trommelgedudel – wie schön! Ich bin angekommen im nächtlichen Nairobi, sitze jetzt völlig übermüdet im Auto des freundlichen Tabu Anginyah, der mich vom Flughafen zu seinem Haus transportiert. Hier werde ich die erste Nacht meines drei-wöchigen Aufenthalts in Kenia verbringen.

Seit diesem Jahr ist Tabu Mitglied von SWONESU (“Seme World Network for sustainable Change), einer kleinen regierungsunabhängigen Organisation, die ihren Sitz in Kisumu hat. 2010 haben BdP Pfadfinder aus dem Landesverband Rheinland-Pfalz/Saar über diese Organisation ein landwirtschaftliches Projekt ins Leben gerufen. Um die Projektarbeit auch langfristig unterstützen zu können, wurde anschließend der Förderverein Watoto kabisa gegründet.  Aber worum geht es bei der ganzen Sache überhaupt?

Angefangen hatte alles mit der Idee, einzelnen Familien mit einer Ziege als Startkapital die Möglichkeit zu verschaffen, eine eigene Ziegenfarm aufzubauen. Der Verkauf von Milch und Ziegen, sollte den Kindern der Familie finanziell den Besuch einer Schule ermöglichen. Es hat sich allerdings gezeigt, dass eine Familie allein kaum in der Lage ist eine nachhaltig wirtschaftende Milchziegenfarm aufzubauen. Das Projekt wurde also umstrukturiert, sodass jetzt nicht mehr einzelne Familien, sondern Gruppen von rund 10 Familien gemeinsam Ziegen halten, also auch deren Futter anbauen und für anfallende Tierarztkosten und Medikamente (vor allem gegen die Tsetse-Fliege) aufkommen. Dieses Konzept hat sich in unser Arbeit als sehr erfolgreich erwiesen: 50 Familien (das heißt immerhin mindestens 200 Personen!) sind mittlerweile Mitglied in einer der fünf “Beneficiary” Gruppen! Aus dem letzten Bericht von SWONESU ging hervor, dass sich die Arbeit in den Gruppen nicht mehr allein auf das Halten von Ziegen beschränkt, sondern mittlerweile sogar Obst und Gemüse gemeinschaftlich angepflanzt werden. Es ist also ganz schön viel passiert und ich bin sehr gespannt, was mich bei meinem Besuch in Kenia erwartet.

In Kisumu lebe ich bei Berline Ndolo, der Projektmanagerin von SWONESU. Mit ihr und der Landwirtschaftsexpertin Mary zusammen besuche ich in den folgenden Wochen sowohl die Mitglieder des Landwirtschaftsprojekts, als auch die von SWONESU geförderte Grundschulen. Die Schulprojekte gehören neben den landwirtschaftlichen Projekten zum zweiten Arbeitsfeld SWONESUs. Hierbei werden in vier Grundschulen rund um Kisumu Schulspeisungen verteilt, Jugendprobleme in Schulclubs behandelt und Kunst- beziehungsweise Spielstunden in Vorschulklassen gehalten.

Die Wohngebiete rund um die Schulen gehören zu den ärmsten des Landes: Winzige Blechbehausungen, massenweise Müll auf den roten Staubwegen, herumstreunende, parasitenzerfressene Hunde und dazwischen spielende Kleinkinder bestimmen hier die Szenerie, alles untermalt von dem Geruch nach verbranntem Plastik und Abgasen. Die Schulleiter, mit denen wir bei unseren Besuchen sprechen, geben einen Einblick in die Lebenssituation ihrer Schüler. Etwa die Hälfte von ihnen sind Voll- oder zumindest Halbwaisen; die meisten der verstorbenen Eltern sind Aids zum Opfer gefallen. Vergewaltigung, Prostitution und Drogenmissbrauch gehören hier zu den Alltagsthemen. Ganz furchtbar bestürzend, frustrierend und verärgernd sind die Geschichten aus dem Leben der Schulkinder. Hier wird ganz klar, was existenzbedrohende Armut alles anrichtet: sie raubt jeglichen Sinn für die Zukunft, führt zu Kriminalität, Gewalt, Geiz und Egoismus, Korruption und Ignoranz. Es lässt mich zumindest ein bisschen verstehen, weshalb die ärmsten der Armen beispielsweise die meisten Kinder haben und gibt einen der Gründe an, weshalb sie mental überhaupt nicht in der Lage sind aus eigener Kraft etwas an ihrer Situation zu ändern – lähmend ist sie, die totale Mittellosigkeit.

Durch die Schulspeisungen konnten immerhin ein paar Probleme der Schulen angegangen werden: Schüler können sich mit etwas nahrhaftem im Bauch wesentlich besser konzentrieren, folglich haben sich auch die Leistungen der versorgten Kinder deutlich verbessert und die Schülerzahlen sind langfristig angestiegen. Für manche ist der morgendliche Porridge sogar die einzige Motivation überhaupt regelmäßig zum Unterricht zu erscheinen.

Wirklich ermutigend sind allerdings die eigenen Pläne an zwei der Schulen bezüglich der täglichen Mahlzeiten. Hier gibt es nämlich genügend Platz auf dem Schulgelände, auf dem in Zukunft Mais und Bohnen für die Schüler angebaut werden sollen. So könnten nachhaltig und unabhängig von Spendengeldern Schulspeisungen angeboten werden!

Mahlzeit! – Schulspeisungen in der Vorschule

Im Laufe meiner Keniareise besuche ich der Reihe nach alle fünf Gruppen des Landwirtschaftprojekts im ländlichen Westen Kisumus. Skurrile Felsanordnungen und kleine Ackerrechtecke prägen diese Hügelgegend. Schön ist es hier – frischgrün und sehr idyllisch! Mitglieder der Gruppen sind hauptsächlich verwitwete, alleinstehende Mütter oder Großmütter, die es besonders schwer haben den Lebensunterhalt ihrer Familien und die anfallenden Schulkosten der Kinder zu finanzieren. Trotz der abgeschafften Schulgebühren in Primary Schools fehlen einige Schüler immer wieder im Unterricht, weil sie sich Uniform und Schulbücher nicht leisten können.

Die fünf Gruppen sind unterschiedlich weit fortgeschritten: Zwei von ihnen kreuzen bereits erfolgreich ihre äußerst robusten aber nur dürftig milchproduzierenden lokalen Projektziegen mit reinrassigen Milchziegenböcken. Die Voraussetzungen für das Halten von diesen reinrassigen Ziegen, wie der Bau von geeigneten Ställen, medikamentöser Schutz der Tiere vor Parasiten und die Fütterung mit hochwertigen Pflanzen, erfüllen die Gruppenmitglieder zuverlässig! Allen Gruppen gemeinsam ist die mitreißende Motivation, mit der die Arbeit in den Projekten angegangen wird! Sogar den Namen “Ziegenfamilie” haben sie sich gegeben. Wahnsinn!

Treffen mit der “Ziegenfamilie”

Neben der Ziegenhaltung bauen alle Gruppenmitglieder mit wassersparenden Pflanzmethoden Gemüse, Kartoffeln, Bananen und Passionsfrüchte an. Selbst bei den momentan sehr trockenen Wetter gedeihen die Pflanzen prächtig! Unterstützt und geschult werden die Gruppen dabei nicht nur von der SWONESU Landwirtschaftsexpertin Mary Amonde, sondern auch von der professionellen Forschungsinstitution ICIPE und dem Büro für Landwirtschaftssachen der Lokalverwaltung. So wurden mittlerweile sogar gemeinsame Lehrfelder angelegt, die zu Schulungszwecken genutzt werden können. Die hier angebauten Gemüse- und Ziegenfutterpflanzen dienen allein als Saatgutquelle.

Insgesamt also wunderbare Entwicklungen, die den Familien der Projektmitglieder zu größeren finanziellen Mitteln verhelfen und dazu eine gesunde und ausgewogene Ernährung ermöglichen!

Ganz begeistert bin ich von der Arbeit, die hier geleistet wird.

Arbeit auf einem der zahlreichen Felder

Es war gut, in diesen drei Wochen einen ehrlichen Einblick in die Arbeit dieser kleinen Organisation erhalten zu haben, das Leben in Kenia mitzuleben und damit ganz genau berichten zu können, was mit den vielen Spendengeldern aus Deutschland passiert.

Asante kabisa! Vielen, vielen Dank.

Wiebke

 

Unterstützt wurde meine Reise von der Stiftung Pfadfinden – ein großes Dankeschön dafür!

Auch du möchtest helfen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen? Super!!

Spenden kannst du über folgendes Konto:

Spendenkonto: Förderverein Watoto Kabisa
IBAN: DE93 5405 0110 0000 5389 91
BIC: MALADE51KLS
Stadtsparkasse Kaiserslautern

Ab 50€ stellen wir dir gerne eine Spendenquittung aus.

Wenn du regelmäßig etwas Geld für die Projekte spenden möchtest, dann werde Mitglied unter: keniarps.wordpress.com/mitglied-werden/

Es gibt übrigens auch die Möglichkeit, mit den Watoto kabisa Geschenkkarten einmalig einen kleinen Betrag nach Kenia zu spenden! Mehr Infos dazu findest du hier: keniarps.wordpress.com/geschenkkarten/

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