Bericht vom jugendpolitischen Netzwerktreffen des rdp
,Am 26. und 27. Mai fand in Berlin das erste jugendpolitische Netzwerktreffen des rdp (Ringe deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände) statt. Das Thema war: “(Fast) 100 Tage Bundesregierung – und was sagen wir als Pfadis dazu? Zeit für eine Bestandsaufnahme!” Jugendpolitisch Aktive und Interessierte aus BdP, DPSG und PSG (aus dem VCP war leider niemand gekommen) kamen aus ganz Deutschland zusammen, tauschten sich aus und verbrachten zwei wunderbare Tage in der Hauptstadt.
Nach einem ersten Kennenlernen starteten wir damit, dass wir den aktuellen Koalitionsvertrag der schwarz-roten Regierung unter die Lupe nahmen. Welche uns wichtigen Themen werden im Koalitionsvertrag angesprochen, welche nicht? Positiv kann man wohl hervorheben, dass die Regierung mehr Mittel für Jugendpolitik zur Verfügung stellen will. Oftmals vermissten wir jedoch bei den uns wichtigen Themen – wenn sie überhaupt angesprochen wurde – konkrete Aussagen. Viele Sätze waren sehr vage und klangen nach irgendwie wünschenswerten Zielen, aber nicht nach konkreten Maßnahmen.
Nach der Kaffeepause am Nachmittag verglichen wir dann die im Koalitionsvertrag niedergeschriebenen Versprechen mit dem jugendpolitischen Konzept des rdp und überprüften anhand des Koalitionstrackers der Süddeutschen Zeitung, wie weit diese schon umgesetzt sind. Ergebnis: Es gibt noch viel – also eigentlich alles – zu tun. Außerdem sammelten wir, welche Zugänge in die Politik bei uns Pfadis schon vorhanden sind. Und obwohl wir nur zwölf Leute waren, kam doch einiges zusammen.
Nach dem Abendessen hatten wir dann externen Besuch. Es kamen Tom und Sandra. Tom ist selbst BdPler und als Stratege einer Content Marketing Agentur und ehemaliger Journalist ein absoluter Experte dafür, wie man Anliegen so verpackt, dass der oder die andere sie hören möchte. Sandra kommt auch aus der Jugendverbandsarbeit (Schreberjugend), kennt also die Anliegen eines Jugendverbands sehr gut, und arbeitet für einen Abgeordneten des Bundestags. Sie kennt also den politischen Alltag von Politiker*innen. Mit den beiden haben wir in einer lockeren Gesprächsrunde diskutiert, wie man Belange von jungen Menschen und Jugendverbänden so formuliert und an Politiker*innen heranträgt, dass man eine bestmögliche Chance hat, auch gehört zu werden und Unterstützung zu bekommen.
Die Quintessenz des Gesprächs, die jede und jeder von uns mitnehmen und sowohl bei Problemen auf Stammes- als auch auf Bundesebene anwenden kann, lautet in meinen Augen: Überlegt erstens, was ihr dem Politiker oder der Politikerin, an die ihr herantretet, bieten könnt – denn Politik ist ein Tauschhandel. Wenn ihr etwas wollt, müsst ihr auch etwas geben. Das kann auch beispielsweise einfach nur ein Bild des Politikers oder der Politikerin mit euch und ein paar Pfadis sein (Politiker*innen stehen auf Bilder mit jungen Menschen, die können sie toll für ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit nutzen). Und bleibt zweitens in Kontakt mit den Politikern und Politikerinnen, damit sie euch nicht vergessen. Wenn sie immer wieder was von euch hören, wissen sie eher, wer ihr seid und welch wichtige und gute Arbeit ihr leistet, sodass es ihnen leichter fällt, euch zu helfen.
Nach der langen, sehr spannenden Gesprächsrunde mit den beiden Gästen klang der Abend bei bestem Wetter im Freien aus.
Am nächsten Vormittag ging es noch darum, wie wir ein tragfähiges jugendpolitisches Pfadi-Netzwerk aufbauen können. Über eine kritische Zusammenstellung der jetzigen Situation und den Entwurf einer utopischen Traumvorstellung kamen wir zu einer realistischen Vorstellung davon, was wir leisten können und wollen und was wir uns für die Zukunft erwarten. Am wichtigsten war, überhaupt in Kontakt zu kommen und diesen zu erhalten. Der erste Schritt dafür ist eine Facebookgruppe (ja, quasi oldschool 😉 ).
Zeitig um 12 Uhr ging das Treffen dann zu Ende, denn zum einen mussten einige noch durch die halbe Republik nach Hause fahren und zum anderen hatte die AfD an dem Nachmittag einen Aufzug durch Berlin angemeldet. Und weil die AfD (zu Jugendpolitik) nicht so viel Fundiertes beizutragen hat, gab es ein paar aus unserem Kreis, die klar machen wollten, dass die Partei noch einigen Nachholbedarf hat, bevor sie mit unseren Pfadfinderwerten vereinbar ist.
PS: Das nächste jugendpolitische Netzwerktreffen findet voraussichtlich vom 8. bis 10. Februar 2019 zum Thema “Europa” (nächstes Jahr sind wieder Europawahlen!) statt. Save the date!
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