„Sich einfach zu hause fühlen“
,Erwachsene im Bund und Ehemalige des Landesverbandes Rheinland-Pfalz/Saar trafen sich zu einem Wiedersehenslager in Hermeskeil.
„Club 29+“, so nennt sich selbstironisch der Kreis von Erwachsenen im Bund (EiB) des LV Rheinland-Pfalz/Saar, der sich bisher einmal im Jahr auf einen Kaffee auf dem Landespfingstlager oder beim Sommerfest im legendären Achtelsbach traf. Auf dem letzten Bundeslager in Immenhausen entstand dann der Plan, dass doch „noch etwas mehr ginge“.
Am letzten Juniwochende 2014 war es dann soweit: Aus Mainz, Freiburg, Simmern, Bad Kreuznach, Idar-Oberstein, Kaiserslautern, Boppard, Sponheim und dem Saarland reiste die „Generation 29+“ zum Wochenendlager auf dem Pfadfinderzeltplatz nach Hermeskeil im Schwarzwälder Hochwald.
Die Stätte hat Vergangenheit: Im Wald direkt hinter der Pfadfinderhütte finden sich die Fundamente des ehemaligen Polizeihaftlagers, eine der vielen Außenstellen des SS-Sonderlagers Hinzert. Im Dritten Reich schufteten hier Zwangsarbeiter in einer Kugellagerfabrik und beim Bau der Reichsautobahn.
Im nahen KZ Hinzert saß Jean Muller (1909 – 1976), Präsident der Luxemburger Pfadfinderschaft, ein und hier wurde Tony Noesen (21. August 1905 – 25. Februar 1944) ein weiterer luxemburgischer Pfadfinder und Gillwellträger, hingerichtet. Die Luxemburger Pfadfinder wurden, wie alle Vereine, die sich nicht den Regeln der Nazis unterwarfen, aufgelöst und gingen in den Untergrund. Sie bildeten damals die erste Widerstandsgruppe überhaupt im Großherzogtum. Über 500 Mitglieder waren im Widerstand aktiv, 128 Mitglieder kamen ums Leben.
Nachdenklich und umso dankbarer dürfen wir sein, dass wir heute unser Pfadfindertum frei leben dürfen!
Zunächst gab es natürlich ein großes Hallo und Wiedersehensfreude, spätestens, als alte Fotoalben gezückt wurden.
Bei der Vorstellungsrunde zeigte sich schnell, dass die Erwachsenen im Bund nicht nur in die Vergangenheit blicken: Ob als „zahlendes Mitglied“ oder ideeller Förderer, an vielen Stellen wird der BdP nach wie vor unterstützt, ohne dabei dem jungen Bund ins Gehege zu kommen. Das reicht von der organisatorischen Unterstützung im Stamm, über Küchenhilfe auf den Landeskursen, Spenderanwerbung für die Stiftung Pfadfinden bis hin zum Netzwerken zwischen Stämmen und den Ringbünden.
An all diesen Stellen nehmen EiB Verantwortung wahr und versuchen damit auch ein klein wenig Dank für die reichen Erlebnisse der eigenen Jugend zurückzugeben.
Dank der geballten Erfahrung von 23 alten Fahrtenhasen standen die Schwarzzelte trotz des Wetters sehr schnell.
Wir hatten extra einen Nieselregen bestellt, der auch prompt geliefert wurde und der zum authentischen Lagergefühl alter Zeiten einfach dazugehört. Auch ließen wir uns nicht abhalten, trotzdem den Naturkundepfad zu erwandern.
Der Abend wurde mit einem Grillfest in der Feuerjurte eingeleitet, begleitet von einem Salatbuffet der Extraklasse.
Dann wurden die Klampfen gezückt und bis in den frühen Morgen klangen die Lieder und wurden Erinnerungen ausgetauscht…
Pfadfinden als Erwachsener, das bedeutet (O-Töne der Teilnehmer):
- eine Lebenshaltung
- alte Freundschaften
- einfach sein
- Lieder zu haben, die man nie mehr vergisst
- Singen!
- Leute treffen
- Pfadfinden ist das Beste, was mir früher passiert ist
- alte Freunde treffen und über damals zu sprechen
- auch als Erwachsener ein Recht auf Pfadfinderromantik zu haben
- Kleine Fluchten aus dem Alltagschaos und Erwachsenenleben zu unternehmen
- sich wieder mal erden
- interessante Menschen kennenzulernen, die gleiche Werte teilen
- sich einfach zu hause zu fühlen
Die „Clubber“ haben sich fürs nächste Jahr eine Fortsetzung auf der „Hausburg des Landesverbandes“, der Schmidtburg im Hunsrück, vorgenommen. Ziel ist es, den Teilnehmerkreis zu vergrößern und insbesondere weitere Stämme und jüngere EiB anzusprechen. „Da geht noch was!“
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