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Wie schnell doch so ein Jahr vergeht…

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Stamm Weiße Rose, Dortmund
LV Nordrhein-Westfalen

Vor nicht mal einem Jahr hat sich unser Leben geändert und es kommt einem so vor, als wenn es schon immer so wäre wie jetzt, nicht erst seit dem 6. September des vergangenen Jahres. An diesem Tag wurde Dortmund zur Drehscheibe und wir wurden für etwa 3 Wochen Ankunftsort für viele 1000 Geflüchtete, organisierten in der Kleiderkammer mit die Erstversorgung und erlebten 3 Wochen internationale Solidarität.

Jetzt zum Jahrestag gab es wieder einige Nachrichten und auch einen sehr großen Zeitungsartikel in unserer Tageszeitung. Der 6. September 2015, der Tag, an dem ich das Gefühl hatte, ich bin stolz Dortmunderin zu sein und dabei zu sein, mit vielen aus dem Stamm Weiße Rose. Und seitdem: Das Willkommensfest für die ersten Geflüchteten in unserem Stadtteil, die Gründung des Vereins “Flüchtlingshilfe im Stadtbezirk Aplerbeck” und wir als Stamm sind Gründungsmitglied, das Fest und die Kinderbetreuung zur Einweihung vom Kleidertreff. Ein ehemaliger Getränkemarkt wird zum Kleidertreff für Alt- und Neubürger im Stadtbezirk, inklusive Fahrradwerkstatt, Friseur und Änderungsschneider.

Aber auch mit vielem und gutem Kontakt ist es nicht einfach, geflüchtete Menschen in einen Pfadfinderstamm zu integrieren, weil so viel anderes notwendig und so vieles unbekannt ist. Julia ist im März in unseren Stamm gekommen. Sie ist aus Angola und als unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Deutschland. Sie lebt in einer Wohngruppe mit 10 Mädchen und pausiert jetzt seit den Sommerferien, weil sie in eine Regelklasse gekommen ist und wahnsinnig viel nachzuholen hat … Und Sheyma, jetzt bei den Wölflingen, mit großen Augen und großem Herzen. Wir sind als Familie Paten für die Familie von Sheyma. Vater, Mutter und vier Kinder aus Syrien. Sheyma ist die älteste Tochter und muss auch mit 9 Jahren immer wieder Verantwortung übernehmen für ihre jüngeren Brüder Fayz, 6 Jahre, Mirza, 4 Jahre, und Hussein, 4 Monate. Also darf sie nun durchatmen und genießen, jeden Mittwoch 2,5 Stunden Meutentreffen. Auch wenn sie nicht alles versteht, sie genießt und freut sich. Die Eltern haben genug Vertrauen in mich, dass ihrer Tochter nichts passiert. Das ist wichtig.

Wir können nicht nur anbieten, dass reicht nicht. Wir müssen auch abholen und dazu ist eine Menge Vertrauen notwendig. Die Familie von Sheyma ist nicht im vergangenen September gekommen, sondern ist erst seit dem 16. Januar in Deutschland. Sie sind über Idomenie gekommen, als es gerade aufgelöst wurde und Schutzsuchende illegal durch den Fluss ins nächste Land geflüchtet sind. Im Dezember habe ich Lilofees Freunde von Rigardu auf den Bildern bei Twitter und Youtube erkannt und jetzt kenne ich Menschen, denen dort geholfen wurde. Sie sind im Schlauchboot übers Meer, auch davon habe ich auf ihren Handys Bilder gesehen. Es ist schwierig, dabei die eigenen Tränen zurück zu halten.

Sheymas Großeltern sind vor 12 Tagen in Syrien aufgebrochen und nun nach ihrer Nachtfahrt mit dem Schlauchboot in Griechenland gelandet.

Aktueller Standpunkt der Eltern
Aktueller Standpunkt der (Groß)Eltern

Auch das ist Arbeit mit geflüchteten Menschen in Deutschland – auszuhalten wo die Familien sind und wie es ihnen geht.

Wann werden diese Kinder darüber erzählen können?

Wird es unsere Meute, unseren Stamm verändern, wenn Kinder wie Sheyma, Faiz und Mirza erzählen können?

Keine Ahnung oder eher: ganz sicher wird es so sein und wir werden zuhören.

(Bildnachweis: Julius Meschke)

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