World i.a. suitcase_72dpi (Lizenz Charitini Petrodaskalaki) (1)
#beiunswillkommen

A World in a Suitcase

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Ein Interview mit Charitini Petrodaskalaki

„Empathie“ und „connect the dots“, diese Ausdrücke fallen bei unserem Gespräch mit der griechischen Pfadfinderin Charitini Petrodaskalaki am häufigsten. Sie beschreibt damit den Kern des Programms „A World in a Suitcase“, das der griechische Pfadfinder*innen-Verband Soma Hellinikou Odigismou (Greek Guiding Association) 2016 entwickelt hat. Bei dem Projekt, das auch vom griechischen Bildungsministerium unterstützt wird, geht es darum, mit Kindern und Jugendlichen das Thema Flucht zu bearbeiten. Griechenland ist für viele Flüchtende die erste Station in Europa, allein 2016 kamen dort (laut UNHCR) 362.753 Menschen an, eine Situation, die zu vielen politischen Konflikten führt. Die griechischen Pfadfinder*innen wollten deswegen ihren Teil dazu beitragen, ihr Versprechen der „ Akzeptanz von Kindern und Jugendliche unabhängig von Herkunft, Nationalität, Religion […]“ in die Gesellschaft hineinzutragen und sich für mehr Empathie einzusetzen. Neben anderen Aktionen entstand so „A World in a Suitcase“.

Über zwei Jahre wurde das Programm von Charitini und anderen Pfadfinder*innen an Schulen in 18 Städten in Griechenland durchgeführt, mehr als 3.000 Schüler*innen nahmen daran teil und über 340 Lehrer*innen wurden geschult, um das Programm selbst durchführen zu können. Angepasst an die verschiedenen Altersgruppen wurden unterschiedliche Methoden genutzt: die jüngste Gruppe (5-8-jährige) hört die Geschichte eines kleinen Mädchens, das ihr zu Hause verlassen muss. Die 8-12-jährigen Teilnehmenden sollen bei verschiedenen Kooperationsspielen unter dem Titel „From me to you“ lernen, sich in andere hineinzuversetzen und zu überlegen, was eine andere Person gerade benötigen könnte, um sich sicher zu fühlen. In Rollenspielen durchlebten die 12-18-jährigen Jugendlichen verschiedene Stationen einer Flucht und konnten dabei in einem sicheren Umfeld austesten, wie es sich anfühlt, dicht gedrängt und ohne sprechen zu dürfen in einem fiktiven Boot zu sitzen. Bei den anschließenden Gesprächen wurde altersangepasst über das Erlebte gesprochen.

Voller Begeisterung beschreibt Charitini, wie empathisch die Kinder und Jugendlichen während des Workshops agierten und wie gut sie in der Lage waren, das Gelernte zu verknüpfen. Und zu lernen gibt es für alle viel: für manche Kinder ist es die erste Gelegenheit, ihren Klassenkamerad*innen die Geschichten ihrer Eltern oder Großeltern zu schildern, die beispielsweise in den 90ern aus Balkan-Ländern nach Griechenland kamen; andere setzen sich zum ersten Mal mit der Thematik überhaupt auseinander; und auch für die Teamer*innen ist es lehrreich, mit den Kindern und Jugendlichen über das Thema Flucht zu sprechen und in den Gruppenstunden bewährte Methoden in einem anderen Kontext zu testen.

Leonie Netter/ Jojo, LV Niedersachsen, AK Flucht & Asyl

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