Queere Geflüchtete: Zu schwul für die Heimat, nicht schwul genug für Europa?

Die Weltkarte vor mir ist ziemlich braun und rot. So sind die Länder markiert, in denen es verboten ist, schwul, lesbisch oder trans* zu sein. Die Strafen reichen von Gefängnis (z.B. in Uganda) bis zur Todesstrafe (z.B. in Iran), oft gibt es auch mächtige Gruppen im Land, die queere Menschen auf eigene Faust mit dem Tod bedrohen (z.B. in Gaza). Was liegt da näher als zu fliehen?

Ahmed (Name geändert) hat’s gemacht. In seinem Heimatland, dem Irak, gibt es offiziell keine Gesetze gegen Homosexualität, aber sie gilt als „haram“, als Sünde. „Mein Vater schlug mich jeden Tag. Er hasste mich für meine Sexualität. Ich konnte dort nicht bleiben“, zitiert ihn das queere Berliner Stadtmagazin „Siegessäule“. Nachdem er im berüchtigten Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos von anderen Geflüchteten wegen seiner Sexualität bedroht wurde, floh er auch von dort und kam in einem geheimen Safe House unter, das Aktivist*innen für queere Geflüchtete eingerichtet haben.

Doch werden die europäischen Behörden seine Homosexualität als Fluchtgrund anerkennen? Schwer zu sagen. Oft wird bekannt, dass queere Geflüchtete kein Asyl bekommen: Entweder glaubt man ihnen nicht, dass sie queer sind, oder man meint, sie könnten ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität im Heimatland ja einfach unterdrücken. Immer wieder müssen Gerichte solch absurden Entscheidungen der Behörden einen Riegel vorschieben.

Was aber tun? Ähnlich wie das Safe House auf Lesbos gibt es auch in einigen Städten Unterkünfte für queere Geflüchtete, wo sie vor Übergriffen anderer Geflüchtete sicher wohnen können – aber zu wenige, denn das Geld fehlt. Auch gibt es bundesweit einige Ansprechpartner*innen, viele sind in dieser informativen Broschüre versammelt. Schau doch mal rein.

Autor: kison, Ata Ulf, LV Niedersachen

[1] Schwule und Lesben (Homosexuelle) lieben das gleiche Geschlecht (z.B. Frauen, die Frauen lieben). Trans*menschen erfahren ihren Körper nicht als passend zu dem Geschlecht, das sie eigentlich haben (z.B. Männer in einem Frauenkörper), und passen ihren Körper deshalb ihrem richtigen Geschlecht an. Queer wird hier als Oberbegriff für Homosexuelle, Trans*menschen u.a. verwendet.