Mit Musik kostenlos durchs Land
,Einmal quer durchs Land?
Von Karlsruhe nach Hamburg – und das kostenlos? Kostenlos?
Wie soll das denn gehen? Na, lass uns singen, lass uns ziehen, lass die Lieder unsrer Fahrt erklingen!
Der Plan
7 Tage, 7 Städte, quer durch Deutschland. Und das ganze finanziert durch Straßenmusik. So wurde das Konzept „Musikfahrt“ geboren. Was würde da denn besser passen als eine warme Früh- jahrswoche, in der die Leute wieder anfangen in die Innenstädte zu gehen, sich in Eiscafés setzen und die ersten Sonnenstrahlen fangen wollen? Genau! Deshalb haben wir uns schlauerweise die letzte Oktoberwoche für unser Projekt ausgesucht. Trüb hingen Wolken in den Tag, fahren, ja fahren.
Unsere Route
Karlsruhe – Frankfurt – Mainz – Bonn – Trier – Osnabrück – Hamburg.finish_final_new_V3_jetztaberrichtig.docx
Ja, so lief es ungefähr ab. Die Route im Vorfeld drei oder vier Mal abgeändert und währenddessen nochmal über den Haufen geworfen. Zum Glück! So sind wir noch nach Trier gekommen und offiziell vom Ordnungsamt Trier zu amtlich anerkannten Straßenmusikern geworden. Ganze 25 Euro kostet der Spaß. So strichen wir Hamburg von unserer Route und blieben länger in Osnabrück, da wir dachten, es wär‘ Zeit zu bleiben und nun was anderes zu tun.
Und wie lief das ab?
Vermutlich sahen wir beide für Außenstehende auf der Reise ein bisschen ungewohnt aus: Zwei Männer mit großen Rucksäcken. Der eine zusätzlich mit einem Kontrabass, der andere mit zwei Gitarren, einer Cajon und einer Mundharmonika! Und derjenige hatte noch den besseren Job. So ein Kontrabass ist einfach nur unvorstellbar schwer und unpraktisch auf Fahrt! Nach kurzer Zeit hatten wir allerdings die Ein- und Ausstiegschoreografie bei der Bahn perfektioniert. Und auch die unmöglich zu durchquerenden, engen Eingänge zu Gaststätten in den Innenstädten passierten wir mit jedem Mal souveräner. So zogen wir von Stadt zu Stadt, nahmen an Singerunden teil, spielten Lokführer*innen ihr eigenes Konzert, übernachteten in einem Verbindungshaus, machten Livemusik in einem Irish Pub, trafen unglaublich viele gastfreundliche Menschen, schrieben Lieder und konnten mit unserer Musik Leute begeistern. Als ob eine fremde Melodie zög über das Land.
Was hat für uns die Musikfahrt ausgemacht?
Ganz klar die Menschen auf unserer Tour. Auch wenn es kitschig klingt, ist es unglaublich schön zu sehen, dass man manchen Menschen auf der Straße mit ein bisschen Musik ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Die Menschen, die uns so gastfreundlich ein Bett angeboten haben und dass wir dadurch so eine tolle Zeit haben konnten. Die Menschen, die sich mit uns in diesem riesigen Wohnzimmer (es war als Teil einer ehemaligen Gießerei wirklich gigantisch) zu einer Singerunde getroffen haben. Die Menschen, die sich mit uns auf die Straße gestellt haben, um die Musik, die uns ausmacht und die wir so gerne in der Jurte und am Lagerfeuer singen, öffentlich darzubieten. Dank ihnen haben wir in einer Woche so viel erlebt, dass man diese ganzen vielen kleinen Highlights gar nicht in einen Bericht packen kann.
Genauso schön fanden wir die Möglichkeit, uns als Pfadfinder*innen zu zeigen, unser Liedgut zu präsentieren. Die vorbeiziehenden Zuhörer, die gerne auch mal stehen blieben, nahmen durchaus wahr, dass wir nicht nur Schön-Wetter-Lagerfeuerlieder singen, sondern auch gesellschaftlich kritische Themen ansprechen, uns mit der Vergangenheit, mit verschiedenen Kulturen, Sprachen und Geschichten beschäftigen. Mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und ihnen nicht nur zu erklären, sondern auch zu zeigen, was Pfadfinderei für uns ausmacht. Denn wir wollen neues Land erleben, woll‘n auf Fahrten geh‘n.
Wiederholen? Definitiv! Im Herbst? Vermutlich nicht.
Moritz Bendl, Stamm Stettenfels und Stefan Welz (Schnirk), Stamm Einhorn
(beide LV BaWü)
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