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Urwald ist nicht gleich Urwald

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Bei dem Wort Urwald denken viele Menschen wahrscheinlich an große Wälder mit Baumriesen, meist irgendwo in den Tropen. An Wälder mit Lianen, bunten Blüten, exotischen Früchten und vielen bunten und wilden Tieren. Doch dieses Image vom Urwald ist nur teilweise stimmig: Auch wenn viele Urwälder in den Tropen liegen, es gibt auch hier in Europa faszinierende Urwälder.

Ur- und Naturwälder sind Wälder, die frei oder so gut wie frei von menschlichen Eingriffen sind. Wenn es dort Pfade gibt, dann sind sie wahrscheinlich durch Tiere entstanden. Solche Wälder, in denen seit Jahrhunderten kein Mensch war – wenn überhaupt jemals – gibt es in Europa zum Beispiel noch in Rumänien.  Auch diese Wälder sind sehr artenreich. In ihnen kommen einige seltene, gefährdete und sogar endemische Arten vor – also Arten, die es sonst nirgendwo gibt. Nicht zuletzt finden sich dort die größten Populationen von Bären, Luchsen und Wölfen in Europa. Vor allem die zahlreichen alten Bäume mit ihren Höhlen und das viele Totholz bieten eine Vielzahl an Lebensräumen.

Im Gegensatz zu den meisten Baumriesen in den tropischen Wäldern, sind die alten Bäume Rumäniens nicht so hoch, aber ihr Alter und Umfang sind sehr beeindruckend. In den rumänischen Ur- und Naturwäldern stehen Jahrhunderte alte Bäume. Die ältesten Buchen in Deutschland sind etwa 300 Jahre alt, in Rumänien gibt es dagegen viele über 500 Jahre alte Exemplare mit Umfängen von mehreren Metern. Große Teile dieser Buchenwälder wurden, gemeinsam mit einigen kleinen Gebieten in Deutschland und zehn weiteren europäischen Ländern, zu einer UNESCO Weltnaturerbestätte erklärt.

Was die tropischen und die europäischen Wälder auf jeden Fall gemeinsam haben: Sie sind von massivem Raubbau bedroht und ihre Verbreitung nimmt weiterhin stark ab. Täglich werden Bäume gefällt. 2018 wurden Zahlen bekannt, dass in Rumänien etwa 38 Millionen Kubikmeter jährlich abgeholzt werden – mehr als die Hälfte davon (20 Millionen Kubikmeter), illegal. Doch leider unternimmt die rumänische Regierung kaum etwas gegen die Zerstörung dieses europäischen Naturerbes. Die in Deutschland sitzende EuroNatur Stiftung sowie ihre rumänische Partnerorganisation Agent Green haben dieses Naturschutzdrama europäischer Dimension auch international bekannt gemacht und setzt sich für den Schutz von Rumäniens Paradieswäldern ein. Hierfür haben sie die Kampagne „Save Paradise Forests“ gestartet. Illegale Abholzungen werden dokumentiert und weiteres, aussagekräftiges Beweismaterial zusammengetragen und schutzwürdige Wälder identifiziert.

Die Wälder Rumäniens wären ein Eldorado für nachhaltigen Tourismus. Bisher gibt es leider nur wenige ausgeschilderte Wanderwege, gute Unterkünfte oder Zeltplätze. Doch eine Reise in die Urwälder Rumäniens und ein Perspektivwechsel auf das Image Urwald lohnen sich! Es gibt nicht nur viel zu entdecken, sondern das Gefühl in einem dieser alten, artenreichen Wälder zu stehen ist unbeschreiblich. Wir sollten alles tun, damit dieses europäische Naturerbe auch für künftige Generationen erhalten bleibt – nicht zuletzt tragen wir dadurch entscheidend zum Klimaschutz bei!

Weitere Informationen: www.euronatur.org/urwald

www.saveparadiseforests.eu

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