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Wie man Pfadfinden Nicht-Pfadfinder* innen erklärt

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Stamm Barrakuda, Vaterstetten
LV Bayern

Deine Bürgermeisterin möchte wissen, wofür dein Stamm ein eigenes Stammesheim braucht? Dein Freundeskreis könnte auch nach Jahren immer noch nicht sagen, was du am Wochenende in Kluft und Halstuch treibst? Die Texte auf deiner Landesverbands-Website treiben dich zur Verzweiflung, denn: Wie soll man Pfadfinden denjenigen erklären, die es noch nie erlebt haben? Zeit für eine Anleitung: So erklärst du Nicht-Pfadis Pfadfinden.

Szenarien gibt es genügend.

Im Vorstellungsgespräch der Blick auf die lange Spalte „Ehrenamt“ in deinem Lebenslauf. Neugierige Eltern bei der Wölflinge-Werbeaktion am Stadtfest. Montagmorgen in der Schule, du bist leicht übermüdet von der Versprechensfeier. Alle führen zu dieser Frage: „Sag mal, was macht man eigentlich bei den Pfadis?“ Meistens geht dann das wilde Erklären in Anekdoten und Kleinteilen los. „Naja, also. Wir machen Jugendarbeit und treffen uns einmal die Woche zu Gruppenstunden und viele meiner Freund*innen sind da. Manchmal fahren wir übers Wochenende zelten und unsere Kluften sind wirklich keine Uniformen, aber am Lagerfeuer singen ist auch total schön. Das ist kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung und eigentlich muss man dabei sein, um es zu verstehen.“
Im besten Fall nehmen die Nicht-Pfadis mit, wie begeistert du von Pfadfinden bist. Im schlechtesten Fall sind sie von so vielen Details überfordert und kein Stück schlauer. Deswegen beginnt eine gute Erklärung zu Pfadfinden nicht bei dem, was du erklären möchtest, sondern bei dem, was das Gegenüber überhaupt verstehen kann – und das sind die großen Konzepte, gar nicht so sehr die Details. Sozusagen zuerst das Haus beschreiben, bevor du dich in der Inneneinrichtung verlierst.
Was ist denn nun für Außenstehende so charakteristisch für Pfadfinden, dass du dir diese Punkte wie einen Spickzettel zur Hand nehmen und bei Bedarf ergänzen kannst? Eine der beiden Weltpfadiorganisationen, in denen der BdP Mitglied ist – WOSM – hat das mal aufgeschrieben.

Kernbotschaft 1: Was machen wir?
Pfadfinden ist die größte Jugendbildungsbewegung der Welt mit über 50 Millionen Mitgliedern. Wir geben Kindern und Jugendlichen durch wertebasierte Programme außerhalb der Schule den Raum und das Handwerkszeug, um weltoffene, erfüllte Bürger*innen zu werden, die ihr Umfeld und die Welt positiv mitgestalten.

Kernbotschaft 2: Wie machen wir das?
Das machen wir, indem unsere Programme auf der Pfadfindermethode aufbauen: Wir leben und lernen in der Natur und in Kleingruppen Gleichaltriger. Wir finden Learning By Doing mit der Unterstützung Erwachsener wichtig und setzen uns für die Gemeinschaft ein, in der wir leben – im Großen wie im Kleinen. Über all dem spannt sich ein symbolischer Rahmen, zu dem ein Versprechen und unsere Kluft/Halstuch zählen.

Große Worte für die misslungene Fahrt, bei der zwei Wochen lang Dosenravioli auf dem Menü standen, weil ihr vergessen hattet, etwas anderes zu kaufen, findest du? Vielleicht. Aber wenn wir uns die Summe der Teile unserer Arbeit im BdP ansehen, bilden wir Kinder und Jugendliche auf die verschiedensten Arten: Manchmal vermitteln wir Projektmanagement, z.B. wenn jemand das erste Mal einen Kurs oder ein Stammeslager organisieren darf. Manchmal vermitteln wir den Stellenwert von Empathie, wenn es im Programm solange nicht weitergeht, bis die Wunde des Sipplings verarztet ist. Und manchmal beschäftigen wir uns sehr konkret mit Themen, zu denen sich unsere Mitglieder eine Meinung und eine Haltung bilden: Nachhaltigkeit, Demokratie, Vielfalt. Alles, was wir tun, hat als Hintergrund, Kindern und Jugendlichen etwas zu vermitteln, auch wenn wir das vor lauter Spaß und netten Menschen oft nicht im Vordergrund sehen. Das ist Bildung. Mit diesem gedanklichen Rahmen können Nicht-Pfadis etwas anfangen.
Wenn du das nächste Mal Pfadfinden erklären darfst, dann sind diese beiden Kernbotschaften das Fundament, auf dem du aufbauen kannst: mit persönlichen Anekdoten, Beispielen, Geschichten. Du kannst es in deinen eigenen Worten ausdrücken oder mit etwas vergleichen, was dein Gegenüber schon kennt. In jedem Fall kannst du in kurzen, knappen Worten erklären, was Pfadfinden ist.
Das hat eine Menge Vorteile: für dich und für andere. Als Pfad-
finder*in aus Überzeugung kann es dir ein gutes Gefühl geben, anderen Menschen verständlich zu machen, warum du so viel Zeit, Energie und Herzblut investierst. Auf der anderen Seite verstehen Nicht-Pfadis gleichzeitig, wie wertvoll und umfassend unsere Jugendarbeit ist. Wir machen tolle und wichtige Jugendarbeit. Das kann man mit Selbstbewusstsein anderen Leuten erklären.

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