Methoden

Methoden bei den RRs – warum eigentlich?

,

Es wird euch allen nicht zu schwerfallen, euch in folgende Szene zu versetzen: Kurs. In der letzten Einheit habt ihr in Kleingruppen Karten nach verschiedenen Regeln gespielt, davor Ideen auf Mod-Karten gesammelt und als Herbstlaub auf den Boden fallen lassen und jetzt sollt ihr im Wald jemanden mit verbundenen Augen zu einem besonders schönen Platz führen. Warum eigentlich?

Weil auf einem Kurs besonders, bei den Pfadfinder*innen aber ganz allgemein Lernen und Erleben immer zusammengehören. In unserer pädagogischen Konzeption heißt es: „Lernen durch Mitmachen bedeutet auch, den Kopf, aber auch Herz und Hand einzusetzen, um viel für sich mitzunehmen.“ Dieses Mitmachen und dabei Lernen findet immer statt: im Stammesalltag, auf Aktionen des LVs und des Bundes, auf Welttreffen. Und um gerne mitzumachen, ist der Weg entscheidend beim Vermitteln von Inhalt, Erfahrungen machen, Erkenntnisse gewinnen. Um im Sinne der Ganzheitlichkeit Körper, Geist, Emotionalität, Spiritualität und soziale Kompetenz gleichermaßen anzusprechen, suchen Programm- und Kursverantwortliche darum passende Methoden, um diese Ziele zu erreichen.

„Methoden“ – Hinter diesem doch recht nebulösen Begriff verbergen sich letztlich also nichts anderes als verschiedene „Wege“ ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Methoden. Ein abstrakter Begriff, der viele Bedeutungen haben kann: Lehr- und Lernmethoden, Erziehungsmethoden, Programmiermethoden, Behandlungsmethoden etc. Uns Pfadfinder betreffen wohl eher die ersten drei. Bereits als Wölfling erlebt man an Stammeslagern vielfältiges Programm, das in diverse Methoden verpackt wird. Als Kursteilnehmer*in wird man zum ersten Mal mit diesem Wort konfrontiert und darf beziehungsweise muss einen Methodenzettel für eine beliebige Einheit erstellen, ohne den Sinn zu verstehen oder diesen zu hinterfragen. Und als RR muss man dann selbst ran. Dann liegt es in der eigenen Verantwortung, Programm für Lager zu entwerfen, Kurse zu teamen und ohne es zu bemerken hat man selbst ein Gefühl dafür entwickelt, in welchen Momenten welche Methoden angebracht sind. Man entscheidet selbst, ob man seine Teilis rumrennen lässt, etwas malen oder schreiben lässt oder ob sie in Gruppen diskutieren sollen. Als übergreifendes Ziel möchte man mit seiner Wahl vor allem erreichen, dass Erlerntes so lange wie möglich hängen bleibt und vor allem der Spaß bei diesem Prozess nie zu kurz kommt.

Bei der Entscheidung, welche dieser wundervollen Methoden man denn wählen möchte, spielt vor allem das Alter der Gruppe und das zu erreichende Ziel eine Rolle. Gerade Stämmen kann ein aktives Methodenbewusstsein das Leben deutlich erleichtern, da es hilft, einzuschätzen, welche Methoden in welcher Stufe am sinnvollsten sind und mit welcher Wahl man den besten Lerneffekt bei den Mitgliedern seines Stammes erzielen kann. Daher ist es auch geboten, so viele Kurse wie möglich zu besuchen! Daher ist Vorsicht geboten: Schaut nach, wann euer LV Kurse veranstaltet und fahrt hin!

Zurück zu Methoden:

Auch wir RRs lernen viel mithilfe der richtigen Methoden und müssen nicht immer diejenigen sein, die sie anwenden. Vielleicht ist es auch gerade für uns wichtig, da es ja bekanntlich schwieriger wird, Neues zu erlernen je älter man wird. Und jeder RR ist vermutlich froh um eine Abwechslung zum Frontalunterricht, dem man so oft in Schulen, Berufsschulen und der Uni begegnet.

Das Ziel der Ranger und Rover ist vor allem die Welt mit offenen Augen zu betrachten, Neues zu entdecken und darauf einzugehen. Kundschaft, Streife, Wache, Abendlager und Planspiel sind Beispiele beliebter RR-Methoden, welche die genannten Ziele verfolgen.

Bei der Kundschaft geht es darum, sich mit der eigenen Runde zusammen zu setzen, ein Thema zu finden, das interessiert und zu dem man mehr erfahren möchte. Anschließend versucht man die Fragen, die sich bei der Themenfindung ergeben haben, im Rahmen einer Fahrt zu beantworten, ob durch gezielte Interviews oder Besuche bei Einrichtungen wie Museen oder ähnlichem ist der Runde selbst überlassen. Anschließend wird das in Erfahrung Gebrachte reflektiert und überlegt, was diese Ergebnisse für die initiale Fragestellung bedeuten.

Die Streife dagegen dient in erster Linie einer neuen Wahrnehmung von eigentlich gewohnten Umgebungen. So wird versucht, die eigene Umgebung mit anderen Sinnen oder auch nur bewusster und konzentrierter zu erfahren. Dabei hilft auch, die Streife zu einer eher etwas ungewohnten Uhrzeit zu veranstalten.

Die Wache ist wohl die Bekannteste der Methoden der RR Stufe. In vielen Stämmen dient sie unter anderem dem Stufenübergang. Aber darin erschöpft sich die Methode noch nicht. Bei einer Wache geht es in erster Linie darum, sich seiner Selbst bewusst zu werden. In den meisten Fällen verbringt man dazu eine Nacht allein in einer abgeschiedenen Umgebung mit einer entsprechenden Fragestellung und eventuell einigen hilfreichen Texten diesbezüglich. Allerdings sind auch andere Formen der Wache durchaus gebräuchlich, beispielsweise eine Wache zu zweit (Partnerwache) oder eine lediglich ein paar Stunden andauernde Wache.

Im Gegensatz zur Wache ist das Abendlager (bei vielen auch unter Wohnwoche bekannt) eine eher geselligere Veranstaltung. Bei dieser Methode geht es darum, seinen ganz normalen Alltag nicht zuhause, sondern im Pfadiheim oder einer Jurte zu verbringen. Man lebt also temporär in einer Pfadfinder*innen – WG und muss sich dabei gänzlich anderen Herausforderungen als dem Lageralltag stellen. Diese Methode fördert also die Kompetenzen des sozialen Zusammenlebens.

Im Rahmen eines Planspieles erlernt man auf spielerische Weise komplexere Zusammenhänge kennen und diese zu analysieren. Planspiele sind eher komplex und man kann sie im Regelfall nicht einfach aus dem Hut zaubern, aber sie bilden eine großartige Diskussionsgrundlage zu verschiedensten Themen. In der einschlägigen Literatur und im Internet, zum Beispiel auf der Seite der Bundesanstalt für politische Bildung, finden sich eine Menge Planspiele in vielfältigen Szenarien, zu denen man sein Wissen erweitern oder eine Gruppe an ein neues, unbekanntes Themengebiet heranführen kann.

Natürlich sind das längst nicht alle Methoden der RR-Stufe und RRs sind selbstverständlich auch nicht auf Methoden lediglich aus dieser Stufe beschränkt. Jedoch eignen diese sich besonders, die für Ranger/Rover relevanten Stufeninhalte kennenzulernen.

Falls euer Interesse an Methoden oder der RR-Stufe im Allgemeinen geweckt wurde, wendet euch doch an die Landesbeauftragten für Ranger/Rover eures Landesverbandes, um mehr über die Inhalte zu erfahren, die euch interessieren. Auch die Bundesbeauftragten für die RR-Stufe können euch mit Kontakten und Tipps helfen. Zudem sei euch noch ans Herz gelegt, auf so viele Kurse wie möglich zu fahren. Dort erwartet euch neben Spiel, Spaß und guter Laune auch ein reiches Repertoire an neuen Inhalten und Methoden und wie diese anzuwenden sind. Speziell für die rote Stufe ist dabei das KfRR konzipiert.

Stephan Kunitz, Stamm Seeadler Bamberg, LV Bayern

0

Was denkst du?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ausrechnen * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.