Bula22-0751
Sicheres Pfadfinden

intakt auf Landesebene

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Hallo! Wir sind der Landesarbeitskreis intakt aus Berlin Brandenburg. 🙂 

Uns gibt es seit ungefähr vier Jahren und wir gestalten unseren Landesverband aktiv mit. 

Aber der Anfang war schwierig. Richtig schwierig sogar.
Denn keine Person von uns hatte eine Idee, wie wir es schaffen würden, einen AK zu gründen.  Also sind wir erstmal nur zu zweit zu den alljährlichen Interaktiv-Treffen nach Immenhausen gefahren. Wir haben uns mit dem Bundes AK ausgetauscht und immer wieder die Frage gestellt, wie andere LVs das denn so machen. Trotzdem dauerte es noch einige Jahre, bis wir bei unserem ersten Arbeitskreistreffen saßen und über unsere Wünsche für die Zukunft philosophierten. Die Agenda wuchs und wuchs und uns war klar: Wir haben echt eine ganze Menge Arbeit vor uns!
Vor allem bei einem so heftigen Thema, war am Anfang die Überforderung für uns groß und die Angst, Dinge falsch zu machen auch. Doch da hilft nur anfangen.

Unsere erste Aktion war ein großes “Hallo, es gibt uns!”. Also erstellten wir einen Fragebogen, um herausfinden, was sich die Mitglieder unseres Landesverbandes denn von einem AK erhofften, der im Themenfeld sexualisierte Gewalt arbeitet. Wir waren auf den Landesdelegiertenversammlungen, haben Werbung auf Aktionen gemacht, haben Präsenz gezeigt und vor allem viel daran gearbeitet, den Ruf von Intakt zu verändern. Zu der Zeit wurde das Wort Intakt in BBB tatsächlich noch hauptsächlich genutzt, um einen Witz zu machen. “Ihhh Intakt” wurde als Ausruf dafür genommen, wenn Menschen sich näher kamen. 

Um uns auch inhaltlich sicherer zu fühlen im Thema, besuchten wir viele Weiterbildungen, lasen Texte und besprachen diese, besuchten Beratungsstellen und vernetzten uns mit Menschen, die sich schon länger mit dem Thema auseinandersetzten. Dann fingen wir an erste Einheiten zu planen und diese dann auf den Fortbildungskursen und später in den Stämmen anzubieten. Wir wurden von Meutenführungen, Sippenführungen und Stämmen gebucht und sprachen gemeinsam über Grenzen, Täter*innen-Strategien, das BdP Schutzkonzept und darüber, wie sich verhalten werden kann, wenn man ein “komisches Bauchgefühl” hat oder angesprochen wird. 

Nach einiger Zeit wurden wir immer bekannter und mit der Präsenz, die wir zeigten, wuchs auch unsere Ansprechbarkeit und schließlich auch die Menge an Interventionsfällen die wir begleiten durften. Am Anfang war das alles natürlich noch ziemlich holprig. Aber wir lernten aus unseren Erfahrungen und nutzen die Berliner Beratungsstellen und den Bundes AK als Unterstützung. Nach vielen Monaten erarbeiteten Richard und Punzel den “Interventionsleitfaden”, der uns nun durch die Fälle begleitet. 

So ging es dann ein paar Jahre, wir trafen uns einmal monatlich zum AK Treffen, fuhren jährlich auf AK Fahrt, bildeten uns fort, reflektierten uns, machten Weihnachtsfeiern, begleiteten Interventionsfälle, erarbeiteten Präventionsmaterialien, erstellten Awareness Pläne und riefen unsere Fortbildungsreihe “Lets talk about …” ins Leben. “Lets talk about Intervention, Lets talk about Prävention, Lets Talk about Grenzen… Die Inhalte passten wir immer an die Bedürfnisse der Teilnehmenden an. 

Und dann bot sich uns die wunderbare Gelegenheit uns weiter zu professionalisieren und einige Personen aus unserem AK besuchten im Jahr 2022 die einjährige “Kein Raum für Sexualisierte Gewalt”-Weiterbildung bei Inmedio – Institut für mediation. beratung. entwicklung. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei der Stiftung Pfadfinden und unserem Landesverband für die Unterstützung bedanken. Durch die einjährige Weiterbildung lernten wir viele neue Methoden kennen, die wir nun als Multiplikator*innen weitertragen können. 

Heute sind natürlich nicht mehr alle dabei, die den AK mitgegründet haben, denen wir aber immer noch wahnsinnig dankbar sind! Dafür haben wir einige neue Gesichter. Menschen, die das Thema wichtig finden, die sich damit auseinandersetzen wollen, die bereit sind, sich selbst weiterzubilden, sich zu reflektieren und Lust haben, unseren AK mit neuen Ideen voranzubringen. Die paar, die seit der Gründung übrig geblieben sind, haben sich dazu entschieden auch beruflich in das Thema einzusteigen, sind Sexualpädagog*innen oder/und geben auch über die Pfadfinder*innen hinaus, Workshops und Weiterbildungen im Themenbereich sexualisierte Gewalt. Letztes Jahr haben wir sogar am aktiv Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung teilgenommen und sogar gewonnen. Von dem Geld werden wir jetzt wieder Menschen aus unserem AK die Inmedio Weiterbildung bezahlen können, die dann in den nächsten Jahren Multiplikator*innen  sein können. 

Bei unserer letzten Jahresplanung saßen wir wieder mal zusammen vorm Kamin und haben uns gefragt: Wieso braucht es Intakt? Weil die Scheiße nicht von alleine aufhört, weil wir ein obergeiler Verband sind, der sich um die Mitglieder kümmern will, um Raum und Sicherheit zu schaffen, um Menschen einen Safer Space zu geben und sie nicht allein zu lassen, weil wir sensibilisieren wollen für z.B. Themen wie Konsens, Grenzen und Machtstrukturen und weil wir die Menschen im BdP dabei unterstützen wollen, sexuell selbstbestimmt lernen und leben zu können. 

Maren Steiner
Stamm Kimbern, Berlin

LV Berlin-Brandenburg

 


Spot on Niedersachen

Schon seit etwa 15 Jahren gibt es den Arbeitskreis intakt im Landesverband Niedersachsen in unterschiedlichen Formen.

Neue Mitglieder, sich verändernde Strukturen und Konstellationen bringen dabei immer wieder Umbrüche mit sich. Sichtweisen und Ideen verändern die konkret ausgestalteten Umsetzungen von Präventions- und Interventionsarbeit. Denn die AK-Arbeit ist vor allem eins: immer in Bewegung. So unterschiedlich und individuell die Interventionsfälle sind, so vielfältig ist auch das Verständnis von Präventionsarbeit im Landesverband. Der AK möchte auf keinen Fall als Sittenwächter*innen oder sonstige Kontrollinstanz wahrgenommen werden, sondern als aktiv gestaltender Teil eines auf Konsens fußenden Miteinanders.

Vielleicht scheinen die Themen rund um Grenzverletzungen und sexualisierter Gewalt erst einmal sehr groß und sogar beängstigend und du fragst dich vielleicht: Was habe ich denn damit zu tun? Wie steht intakt mit meinem „Abenteuer Pfadfinden“ in Verbindung? Und genau da setzt der AK in Niedersachsen an. Intakt ist kein exklusives Projekt, sondern geht alle etwas an. Vom Wölfling über die Gruppenleitungen bis zum Vorstandsmitglied. Ein gutes, achtsames Miteinander auf Aktionen, Lagern und im täglichen Stammesgeschehen ist Teil des LVs. Je früher wir uns mit den Grenzen von uns und anderen auseinandersetzen, umso gelingender entfaltet sich unsere Präventionsarbeit.

Auf unserem Stammesführungs- und Stufentreffen (Stute) im vergangenen Herbst haben wir ganz bewusst eine Einheit gestaltet, die Berührungsängste abbauen sollte und Hürden in der Auseinandersetzung senkt. Herausgekommen ist „Intakt & Du“, eine Lagerplatzbegehung mit dem besonderen Blick für Gefahren- und Risikosituationen, die vor allem die Teilnehmer*innen einlud, ihre Erfahrungen zu teilen und zu diskutieren.

Präventionsarbeit ist hierbei Teil einer aktiven Verbandsgestaltung, die gemeinsam mit den Mitgliedern vorangetrieben wird und sich somit ganz nah am tatsächlichen Pfadfinder*innen-Leben orientiert. Die Mitglieder des AK intakt sind dabei vor allem unterstützend und begleitend tätig, sammeln Materialien, bilden sich fort und sind dabei präsent und ansprechbar.

Auch die Interventionsarbeit ist Teil des Arbeitskreislebens. Hier sind nicht alle Mitglieder gleichermaßen involviert. Gerade im Einstieg in den AK ist es wichtig genau darauf zu achten, wer sich welche Rolle vorstellen kann und zutraut. Möchte ich vor allem Präventionseinheiten geben, in Interventionsteams bei besonderen Vorkommnissen tätig werden oder Vertrauensperson sein? Das Ankommen im AK lässt genug Zeit für die Beantwortung und Weiterentwicklung dieser Fragen.

Etwa zwei Mal im Jahr kommt der AK am Wochenende zu einem Arbeitskreistreffen zusammen und arbeitet inhaltlich und organisatorisch. Häufig gibt es einen externen Input, wie zum Beispiel eine Referentin, die zum Thema Selbstfürsorge und Resilienz einen kleinen Workshop erarbeitet hat. Im Februar steht der Besuch einer Ausstellung zu Aufarbeitung sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen an. Außerdem werden aktuelle Fälle besprochen und reflektiert. Auch hier gibt es vor allem Raum für Rückfragen, Hinsehen und weiter gestalten.

Nele Lühmann

Bildungsreferentin

LV Niedersachsen

 

Lasse Brumma

Stamm Nujakin, Hannover

LV Niedersachsen

Titelfoto: Simon Vollmeyer

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