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So war Estonteco

Vom Bula ins All

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Technisch spannend auf dem Bula wurde es am Dienstagabend: Richtantennen wurden lange im Vorfeld sorgfältig aufgebaut, damit wir vom Bundeslager in Großzerlang aus eine Funkverbindung zur Internationalen Raumstation ISS herstellen konnten. Die Amateuerfunker von Radio Scouting hatten sich im Oktober 2016 bei ARISS um einen Funkkontakt zur ISS beworben. Unser Funk war der erste deutsche Kontakt mit der ISS in diesem Jahr.

Zugeteilt für unser Gespräch wurde uns der Astronaut Paolo Nespoli, der vor wenigen Tagen auf der ISS angekommen war. 13 Pfadfinderinnen und Pfadfinder stellten ihm Fragen, die das Funkteam zuvor über Facebook gesammelt hatte. Insgesamt dauerte der Überflug der ISS über Deutschland nur acht Minuten, so dass der Kontakt gut geplant und nachmittags auch geprobt wurde.

Auch ein Team von rbb Fernsehen war dabei und übertrug live für die Sendung Brandenburg aktuell.

Das Bula-Team stellte zur Vorbereitung ab 19:45 Uhr für alle Teilnehmenden eine Bühnenshow auf die Beine. Neben passender musikalischer Begleitung durch die Bula-Band, gab Falk von Radio Scouting einige interessante Rahmendaten und Hintergrundinformationen zum Gespräch ins All. Die ISS ist z.B. so groß wie zwei Fussballfelder oder die Unterlager Libera Respublico und Katakana zusammen. Sie fliegt in 400 km Höhe und fällt pro Tag 50 bis 150 m, so dass sie sich immer wieder hochstoßen muss. Für eine Erdumrundung braucht die ISS 93 Minuten.

Und dann um 20:21 Uhr kam der spannende Moment: „Here is Delta Papa 9 Sierra calling Oscar Romeo 4 India Sierra Sierra. Do you copy? Over.“ Nach mehreren Versuchen kam eine Antwort aus dem All und im Publikum brach Jubel aus. Es wurde aber sofort wieder mucksmäuschenstill – schließlich wollten alle hören, was der Astronaut zu erzählen hatte.

„Welcome to the National Jamboree of the Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder“

Die ersten drei Fragen hat der Astronaut nicht verstanden, aber dann verbesserte sich die Qualität des Funkkontaktes. Und so konnte Paolo Nespoli uns eine Menge spannende Fragen beantworten, z.B.:

Falls jemand auf der ISS krank wird, kann er ins Space Craft steigen und ist in vier Stunden wieder zurück auf der Erde.
Das Bula kann man aus dem All nicht sehen. Selbst wenn wir hier unten einen Laser gehabt hätten, wäre das bei einer Geschwindigkeit von 8 km/s schwierig gewesen.
Es gibt bisher keine Möglichkeit, im All zu duschen.
Sonnenuntergänge sind auf der ISS etwas anders zu sehen als von der Erde aus – die Sonne geht sehr schnell unter. Man sieht auch Polarlichter, aber keine Regenbögen.
Kleine Meteoriten werden von einer Art Schutzschild gestoppt, aber wenn es ein größerer wäre, würde der Aufprall ein Loch in der ISS verursachen. So verliert die ISS Luft und das ist nicht gut. Dafür gibt es dann einen Notfallplan, aber der wurde bisher noch nie gebraucht.
Das Essen auf der ISS kommt aus der Dose und ist in Ordnung, so wie Campingnahrung.
Auf der ISS im Weltraum zu sein, gibt eine andere Perspektive auf die Welt. Paolo Nespoli fühlt sich kleiner und unbedeutender, wenn er dort oben ist. Er versteht jetzt besser, dass wir alle zusammen auf dieser Erde sind. „We need to be careful what we do to earth.“
Der Tag-Nacht-Rhythmus spielt auf der ISS keine Rolle. Ein Tag für uns sind dort 16 Tage und 16 Nächte, d.h. man sieht ständig das Sonnenlicht kommen und gehen.
Er versucht, nichts zu vermissen, wenn er auf der ISS ist. Er konzentriert sich nicht darauf, was er dort nicht hat, sondern all die tollen Dinge, die er im All macht. So wie wir auf dem Bundeslager auch so viele verrückte schöne Dinge machen, dass wir unser Zuhause auch nicht vermissen.

Verabschiedet wurde der italienische Astronaut mit tosendem Beifall.

Der ganze Kontakt zum Nachhören:

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